Frische Feigen: Die süße Versuchung
Bei den alten Griechen war die Feige als angebliches Aphrodisiakum dem Gott Dionysos geweiht und auch im Orient wurde der Genuss der süßen Früchte mit einer Steigerung der Libido verbunden.
Exotin wird bei uns heimisch
Heute liegt das Obst – meist als Importware – essfertig im Supermarktregal. Doch auch in heimischen Gärten gedeihen die Bäume mit den markant gezackten Blättern mittlerweile prächtig und bescheren eine reiche Ernte – was dem Klimawandel und den damit höheren Temperaturen geschuldet sein dürfte. Woran man die Reife erkennt, erklärt Ernährungswissenschafterin Eva Fauma: "Am süßen Duft, beim Drücken an einer leichten Delle. Wenn sie noch auf dem Baum hängt: am süßen Fruchtsaft, der sich an der Unterseite bildet und herabtropft." Zu früh geerntet schmecken sie "grün" und sind fast geschmacklos. "Es lohnt sich hier den richtigen Zeitpunkt abzuwarten."
Feigen sind laut der Ernährungsexpertin ein Superfood: "Sowohl frisch als auch getrocknet sind sie reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballastoffen – aber auch an Zucker. Die kleinen Früchte liefern eine hohe Menge an sekundären Pflanzenstoffen, ihre Polyphenole sind gut für die Durchblutung, für Herz und Kreislauf." Enthalten sind Eisen, Kalium, Phosphor, Magnesium, Kalzium und Vitamine der B-Gruppe – besonders Biotin, das für gesunde Haut und Haare und Nägel gebraucht wird. Mit 60 kcal pro 100 Gramm liefern die Früchte schnell Energie und eignen sich deshalb besonders als Nahrung für Sportler. Schon lange verwendet werden in der österreichischen Küche getrocknete Feigen – zur Weihnachtszeit im Früchtebrot. "Das weiche, fruchtige, süße und lange haltbares Brot punktet mit hohem Mineralstoffgehalt, der im Weihnachtsstress besonders benötigt wird", sagt Fauma.
Früchte im Backrohr dörren
Selbst kann man das aromatische Obst im Dörrautomat oder im Backrohr haltbar machen: Auf Blechen mit Backtrennpapier dünne Feigen-Scheiben verteilen, die Klappe mit einem Kochlöffel leicht geöffnet halten (damit die Feuchtigkeit abziehen kann) und bei Umluft und zirka 50 Grad trocknen.
"Wer Feigen in größeren Mengen zur Verfügung hat, wird zu einem Einkochspezialisten. Ob als Senf, Chutney oder Marmelade – Feigen eignen sich für viele Speisen", erklärt die leidenschaftliche Köchin, die ihren Senf gern selbst in allen Variationen macht: "Das ist sehr einfach und man kann ihm mit den jahreszeitlichen Zutaten jeweils eine unterschiedliche Note verleihen." Frische Feigen sollte man zügig verarbeiten oder trocknen, "da sie sonst beginnen zu schimmeln und zu verderben." (Feigensenf-Rezept im Info-Kasten, mehr Rezepte von Eva Fauma auf nachrichten.at).
Am besten schmecken der Ernährungsspezialistin, die in Wien und Linz arbeitet und gerne Kochkurse hält, aber reife frische Feigen im Sommersalat – zusammen mit Ziegenkäse in Speckmantel: "Der hohe Zuckergehalt vereint mit der Säure bringt einen fruchtigen, typischen Geschmack hervor." Feigen können mit der Schale verzehrt werden.
"Reife Früchte haben eine cremige Textur mit dem besonderen ,Knack’ – der Samen lässt sich leicht im Mund zerkauen und stellt einen guten sensorischen Gegenpart dar", schwärmt die Oberösterreicherin. "Getrocknete Feigen sollten die Konsistenz von Karamell haben."