Jerusalem Quartet: Faszinierend und intensiv
Wie kaum eine andere Gattung markieren die sechs Streichquartette von Béla Bartók Wendepunkte in der Biographie und im Umgang mit der Form, der motivischen Dichte und der immer wieder neu entdeckten Harmonik.
Das Jerusalem Quartet hat an zwei Abenden bei den Salzburger Festspielen diesen Kosmos durchmessen. Beim zweiten Abend am Mittwoch im Großen Saal des Mozarteums standen die geradzahligen Quartette auf dem Programm, die nicht unterschiedlicher sein könnten, aber in ihrem jeweils neu definierten Zugang auf ein und dasselbe hinauswollen: Musik ungemein kompositorischer Dichte und geistiger Durchdringung des Materials zu sein, die aber gleichzeitig ungeahnte emotionale Tiefen eröffnet und das Publikum, und fast noch mehr die Musiker, in ein extremes Wechselbad der Gefühle führt.
Depressiv und bizarr
Faszinierend, mit welch großer Konzentration Alexander Pavlovsky, Sergei Bresler (Violinen), Ori Kam (Viola) und Kyril Zlotnikov (Violoncello) die bisweilen tief depressiven Klänge ausbreiteten, aber genauso in der teilweise bizarren Gestalt der gespenstisch huschenden "Scherzi" den Witz, der einem aber dann doch im Hals stecken bleibt, offenlegten. Hier hat man nichts dem Zufall überlassen und sich doch von der Leidenschaft der Musik wie auf einer Entdeckungsreise ins Unbekannte tragen lassen.
Fazit: Ein zurecht vom Publikum bejubeltes Konzert, das Bartóks Streichquartetten eine ganz neue Dimension verlieh.