Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Enten, Wut-Omas und andere Gefahren

Von Jasmin Bürger   05.August 2019

Baden wird "Liste Jetzt"-Chefin Maria Stern heute Abend nicht gehen: Moderator Tobias Pötzelsberger lädt im ORF-Studio zur Eröffnung der "Sommergespräche" – bei Schönwetter immerhin auf die Terrasse. 1981, zum Auftakt des Formats, war Peter Rabl mit dem damaligen FP-Chef Norbert Steger hitzebedingt in den Pool gestiegen.

Enten, Wut-Omas und andere Gefahren
Beim ersten Sommergespräch 1981 ging Peter Rabl mit Norbert Steger baden

Heiß könnten die knapp einstündigen Interviews mit den Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien angesichts des anlaufenden Wahlkampfs dennoch werden. "Die TV-Demokratie ist in Österreich nach wie vor dominant, mit den Auftritten können die Kandidaten Themen vorgeben und Stimmungen beeinflussen", analysiert Politologe Peter Filzmaier. Als "direktes Wahlmotiv" werde zwar kein TV-Auftritt dienen, aber sie tragen viel dazu bei, "ein stimmiges Dreieck aus Themen, Botschaft und Person" zu finden, sagt Filzmaier. Einen Bedeutungsverlust durch Social Media sieht der Experte nicht: "Weil dort auch über die TV-Auftritte diskutiert wird, verstärken sich Effekte sogar eher noch."

Video: Am Abend beginnen die alljährlichen ORF-Sommergespräche mit den Chefs und Chefinnen der österreichischen Parlamentsparteien. Moderator der Sendung ist erstmals Tobias Pötzelsberger.

Message Control statt Skandale

Aufgrund der Gesprächsdauer könnten Wähler sehen, "wie tickt der Mensch, denn eine Stunde lang kann sich niemand verstellen", befindet Filzmaier. Wobei Vorbereitung und Medienschulung der Kandidaten ein Ausmaß angenommen haben, das es zu Beginn der Sendung noch nicht gab. Da kam es noch zu Ausrutschern und Skandalen. So verstieg sich der damalige FP-Chef Jörg Haider 1988 zur Aussage von Österreich als "ideologische Missgeburt".

Enten, Wut-Omas und andere Gefahren
Jörg Haider lieferte 1988 mit seinem Sager von Österreich als „ideologischer Missgeburt“ einen Aufreger.

Die "Sommergespräche" in Wahljahren sind übrigens nicht selbstverständlich: 2008 und 2013 verzichtete der ORF darauf, 2017 gab es sie schließlich wieder. Und natürlich dominierte der Wahlkampf die als Blick hinter die Fassade ausgelegten Interviews. So lieferte Moderator Tarek Leitner selbst Stoff für Aufregung, weil sich herausstellte, dass er mit dem damaligen Kanzler Christian Kern eine langjährige freundschaftliche Beziehung samt gemeinsamem Urlaub pflegte. Politisch kam von Kern die Ansage, die SPÖ in die Opposition zu führen, wenn sie nicht Erste werde. Sein späterer Nachfolger, VP-Chef Sebastian Kurz, regte mit Spendenvorwürfen an SPÖ und Neos auf.

Insgesamt liefen die Gespräche seit Gründung des Formats aber überwiegend "konstruktiv statt konfrontativ" ab, wie eine von der Akademie der Wissenschaften durchgeführte Studie zeigt, für die Andreas Riedl 19.000 Statements aus 125 Folgen "Sommergesprächen" von 1981 bis 2016 untersuchte. Auf drei von vier Fragen gab es thematisch passende Antworten, so Riedls Resümee.

Gelsen- und Käferattacken

Auch das Setting brachte über die Jahre einiges an Gesprächsstoff: So mussten bei den Außenterminen wiederholt Interviewer und Interviewte Gelsen- oder Käferattacken über sich ergehen lassen. 2009 zerzauste der Wind bei der Seebühne in Mörbisch die Haare von Moderatorin Ingrid Thurnher und Grünen-Vizechefin Maria Vassilakou ordentlich. Weshalb das Kanzlerbüro für den Auftritt von Werner Faymann in Bregenz Vorsorge traf und auf Verlegung von der Seebühne, wo nur Probe gesessen wurde, ins Festspielhaus insistierte – auch, "weil am See Enten quaken können".

Enten, Wut-Omas und andere Gefahren
Bei Ex-Kanzler Werner Faymann sollten keine Enten quaken, daher wurde draußen nur geprobt.

Störungsfaktoren

Störungen anderer Art brachten die vor Publikum geführten Gespräche, bei denen Gäste auch ans Mikro durften: 2014 musste sich der damalige VP-Chef Reinhold Mitterlehner eine Schimpftirade über Bürokratie und Finanzpolizei von der fortan als "Wut-Oma" bezeichneten, mittlerweile verstorbenen Frieda Nagl anhören.

Publikum wartet heuer keines, für das Gros der Kandidaten ist das Format heuer Neuland: Neben Stern treten auch FP-Chef Norbert Hofer und SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner erstmals an. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger kommt zum zweiten Mal, nur Ex-Kanzler Sebastian Kurz ist mit seinen drei Auftritten bereits Routinier.

Weitere Termine: Beate Meinl-Reisinger, NEOS (12.8.), Norbert Hofer, FPÖ (19.8.), Pamela Rendi-Wagner, SPÖ (26.8.) und Sebastian Kurz, ÖVP (2.9.) jeweils 21.05 Uhr, ORF2

copyright  2024
28. März 2024