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Ein phantastisches Eröffnungskonzert der anderen Art

Von Karin Wagner   15.Juli 2019

Es gehört Mut dazu, ein Festival nicht mit Pomp und Äußerlichkeiten zu eröffnen, sondern mit Spiritualität und nach innen gewandten Worten. So setzten geistliche A-cappella-Chöre und Texte, welche die Musik unterstrichen oder kontrapunktierten, ein Zeichen für den Attergauer Kultursommer. Der Wiener Kammerchor unter Michael Grohotolsky und die Schauspielerin Johanna Wokalek ließen einen Raum an Allgültigkeit entstehen; die Kraft unbegleiteter Stimmen und die Eindeutigkeit des Wortes korrespondierten wunderbar, hoben sich gegenseitig in Höhen und übersteigerten einander zu Stärke und Freiheit. Bruckners Motetten Ava Maria, Virga Jesse und Os justi bildeten einen Kern, den Psalmen Mendelssohns umrahmten und Chöre von Heiller in einem Gegenlicht abbildeten.

Außergewöhnlich unmittelbar kam das Os justi, dessen einstimmig endendes gregorianisches "Halleluja" viele Unnötigkeiten des Lebens vergessen lässt: Auch dies konform mit Rilkes mahnendem "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort", wonach ein Benennen der Dinge dieselben nur stumm und schal macht.

Die dynamische Beweglichkeit des Chores bis ins Feinste, die Deutlichkeit der Sprache und die Genauigkeit im Anheben und Enden waren perfekt. Kommt dann noch Intensität und Verinnerlichung der spirituellen Botschaft hinzu, so wird jedes Herz erreicht. Den Schlusspunkt setzte Schönbergs allzu selten gehörtes "Friede auf Erden": Ein Friedenswunsch, der unter Schönbergs Harmonik expandiert und nach Einheit strebt. Phantastisch!

Fazit: Ein Eröffnungskonzert, das an Stärke und Eindringlichkeit nicht zu übertreffen ist. Wie wohltuend, auch solches zu hören!

Eröffnung Attergauer Kultursommer: "Du höchstes Licht", Wiener Kammerchor, Michael Grohotolsky, Johanna Wokalek, 12. Juli

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