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Ein musikalisches Fest zum 150. Geburtstag in belangloser Regie

Von Michael Wruss   27.Mai 2019

Mit der Premiere von Richard Strauss’ Oper "Die Frau ohne Schatten" beging die Wiener Staatsoper am Samstag ein Doppeljubiläum – einerseits jenes der Eröffnung des Hauses am Ring auf den Tag genau vor 150 Jahren und andererseits das 100-Jahr-Jubiläum der Uraufführung dieses Schlüsselwerks in Strauss’ Oeuvre.

Dazu hat Direktor Dominique Meyer die zurzeit wahrscheinlich bestmögliche Besetzung engagiert, jedoch bei der Regie eine gewisse Vorsicht walten lassen. Natürlich ist es nicht einfach, diese Geschichte bezwingend auf die Bühne zu bringen – reine "Fantasy", wie es einem Märchen vielleicht anstehen würde, traut sich heutzutage keiner, auch wenn Regisseur Vincent Huguet und seine Bühnenbildnerin Aurélie Maestre immer wieder dorthin tendieren. Eine Aktualisierung, die die Brisanz des Stoffes tagespolitisch greifbar machen würde, bleibt aus, und so passiert szenisch nichts, das wirklich überzeugt, aufregt oder gar den Fluss der Musik hemmt.

Faszinierende Räume für Gesang

Das Staatsopernorchester unter Christian Thielemann lief zur absoluten Hochform auf, wobei die Partitur dynamisch und klanglich ein wenig gegen den Strich gebürstet wurde. Faszinierend ist, wie es Thielemann gelingt, die Klangmassen so zu steuern, dass die von Strauss geplanten Korridore für die Sänger offenbleiben, ohne dass diese forcieren müssen.

Camilla Nylund hat die Rolle der Kaiserin eher lyrisch angelegt und punktet damit überzeugend, bleibt aber im knallroten Outfit von der Regie oft alleingelassen. Da agiert Nina Stemme als Färberin ganz anders und gestaltet hochdramatisch und stimmlich brillant eine frustrierte Frau, die sich eigentlich nur nach ein wenig Glück sehnt, aber nicht weiß, was dafür zu tun ist.

Beinahe teuflisch die Fäden des Verderbens in der Hand haltend agiert die herausragende Amme von Evelyn Herlitzius. Stephen Gould begeisterte in der undankbaren Rolle des Kaisers, für die die Regie keine vernünftige Verwendung gefunden hat. Die Vielschichtigkeit des Barak ging bei Wolfgang Koch darstellerisch weitgehend unter, dafür war sie stimmlich eindrucksvoll zu erleben.

Die restlichen Rollen wie auch der Chor und die Opernschule trugen wesentlich zum musikalisch positiven Gesamteindruck bei.

Fazit: Ein für den Anlass würdiger Abend, der vor allem auf der musikalischen Seite herausragende Leistungen bot, die durch die kaum inspirierende und schleppende Regie nur wenig beeinträchtigt wurden.

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24. April 2024