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Ein Mahnmal gegen politische Willkür

Von Michael Wruss, 09. Dezember 2019, 00:04 Uhr
Ein Mahnmal gegen politische Willkür
Gidon Kremer Bild: Reinhard Winkler

Bruckner Orchester mit Gidon Kremer: Große Würdigung verfolgter Musiker.

Gegen Ignoranz und politische Willkür zu kämpfen, war das Schicksal Dmitri Schostakowitschs, der in den schlimmsten Zeiten einen gepackten Koffer unter seinem Bett hatte, um für die Deportation in ein Strafgefangenenlager gewappnet zu sein.

Nicht viel anders mag es Mieczysław Weinberg ergangen sein, der sich als polnischer Jude mehrfach vor den Nazis retten konnte und dann in die Mühlen des stalinistischen Terrors geriet.

Beiden Komponisten war die gestrige Brucknerhaus-Matinee gewidmet. Am Pult des Bruckner Orchesters stand Gabriel Chmura, der ein inniges Verhältnis zu Weinberg hat und bereits mehrere CDs einspielte und eine Sprache beherrscht, die jüdische und polnische Elemente sowie das Vorbild Schostakowitsch genial vereint. Das geschah in der höchst effektvollen Rhapsodie über moldawische Themen, die Weinbergs Schwiegervater gewidmet ist, der einer Säuberungswelle Stalins zum Opfer gefallen ist. Ein Werk, das nicht – wie vom sowjetischen Komponistenbund bekrittelt – einfache Volksmusik darstellt, sondern höchst kunstvoll diese scheinbar simplen Melodien verarbeitet.

Höhepunkt war Weinbergs 1959 entstandenes Violinkonzert, das Gidon Kremer zu einem berührenden Zeichen des Überwindens von Resignation und Verzweiflung gestaltete. Der langsame dritte Satz berührte in seiner zarten Verletzlichkeit, die Kremer mit absoluten Pianissimo-Tönen bewundernswert fein zauberte. Dennoch verstand er in die Randsätze einzutauchen und dieses Meisterwerk in allen Dimensionen zu beseelen.

Das Bruckner Orchester war ein kongenialer Partner und bewies in der abschließenden V. Symphonie von Schostakowitsch ebenso weitreichende und faszinierende Flexibilität. Schostakowitsch spielt in seinem nur vordergründig parteikonformen Werk mit klanglichen Extremen, die Gabriel Chmura unglaublich konzentriert und mit beinahe stoischer Ruhe zu inszenieren und dabei doch jeder Note das emotionale Gewicht einer ganzen historischen Dimension einzuhauchen verstand.

Fazit: Ein großartiges Konzert, das die Musik von zwei vom Schicksal geprüften Komponistenfreunde zum Mahnmal geraten ließ.

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Autor
Michael Wruss
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1  Kommentar
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adal1950 (38 Kommentare)
am 09.12.2019 19:22

Eine wunderbares Konzert mit einem Großmeister an der Violine, einem einfühlsamen und Impulse setzenden Dirigenten, unter dem das Brucknerorchester zu einer Glanzleistung geführt wurde

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