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Ein Lebenswerk aus Wolle: Die gewebte Kunst von Jutta Pointner

Von Herbert Schorn   04.Juli 2020

Wer Jutta Pointner zu Hause in ihrem Atelier in Haibach/Donau besuchen will, fährt über Hügel, durchquert kleine Wäldchen und landet mitten in der Natur. Majestätisch liegt das uralte, hübsch renovierte Häuschen auf einer Anhöhe. Drinnen steht das Allerheiligste: der Webstuhl. Das hölzerne Ungetüm ist derart groß, dass es fast einen gesamten Raum ausfüllt.

Hier verbringt die 63-Jährige täglich viele Stunden, um zu weben. Seit 40 Jahren entstehen in diesem Raum, in aller Stille und Zurückgezogenheit, ihre Kunstwerke aus Wolle. Zum 40-Jahr-Jubiläum zeigt das Museum Angerlehner noch bis 30. August 40 teils großformatige Teppiche und gibt so einen Überblick über das Schaffen der Textilkünstlerin.

In ihren Bildern beschäftigt sich Jutta Pointner mit Themen, die ihr bei langen Streifzügen durch die Wälder aus der Seele in den Sinn kommen: oft Mythologie, Poesie, Natur. "Beim Gehen kann ich ordnen und werde frei", sagt sie. "Die Natur hat für mich etwas Berauschendes, Ekstatisches." Die Corona-Pandemie führte dazu, dass sich Pointner noch weiter zurückzog: "Weben konnte ich nicht in dieser Zeit", sagt sie. "Doch habe ich mich innerlich gesammelt für meine weitere Arbeit."

Bis zu ein Jahr Arbeit für ein Bild

An ihren Bildern arbeitet die Künstlerin bis zu einem knappen Jahr. Sie beginnt mit einem Entwurf auf Papier, der später vergrößert wird. Weben muss sie die Bilder dann quasi "blind": Sie sieht immer nur wenige Zentimeter ihres Werkes.

Ein Lebenswerk aus Wolle: Die gewebte Kunst von Jutta Pointner
In diesem Webstuhl entstehen Jutta Pointners Kunstwerke.

Besonders herausfordernd ist die extrem langsame Entstehung des Bildes. "Es ist nicht immer leicht, etwas zu erschaffen, das so viel Arbeit und Ausdauer erfordert", sagt Pointner. Manchmal muss sie dabei auch innere Widerstände überwinden. "Aber es ist, als ob mich die Bilder gerufen hätten. Es gibt einen inneren Antrieb, der mich führt." Und sie weiß: "Ich finde keine Ruhe, bevor ich nicht die Arbeit beendet habe." Die Arbeitsweise des Webens lässt einzigartige Bilder entstehen: "Jeder Faden ist mit einem anderen verwoben, jeder Faden baut auf einem anderen auf. So wird jedes Bild zu einem subtilen Gefüge und damit Abbild der Schöpfung."

"Webstuhl ist mein Gefährte"

Zum Weben kam die Mutter zweier erwachsener Kinder, die kurz vor der Matura die Schule abbrach, durch das Studium. Sie absolvierte als außerordentliche Hörerin zwei Semester an der Linzer Kunsthochschule bei Fritz Riedl. Der Professor riet ihr damals, sich ohne Studium auf die Kunst zu konzentrieren. "Das Weben hat mich magisch angezogen", erinnert sie sich. "Heute ist der Webstuhl mein Gefährte." Auch in Phasen, in denen sie mit sich und der Kunst ringt: "Der Webstuhl ist der Ort, an dem ich die Probleme kläre. Die Kunst ist der zentrale Weg, in den alles einfließt."

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25. April 2024