Ein Grantler aus Leidenschaft
Welche Laus ist diesem Mann über die Leber gelaufen? In Schlapfen schlurft der zerzauste Hinterhausbewohner auf die Bühne, frei nach der Devise: Ich grantle, also bin ich.
Einen Berg an "Nachrichten aus dem Hinterhaus" berichtet der Nürnberger Matthias Egersdörfer, auch "Spusi"-Leiter" im TV-Franken-"Tatort", in seinem gleichnamigen neuen Kabarett am Samstag im Gugg in Braunau. Als Nachbar klagt er sein Leid, von Husten- bis zu Rumpelattacken. Den ganz normalen Wahnsinn teilt er mit seiner verstorbenen Mutter, die er als überfürsorgliche Handpuppe weiterleben lässt. Kindheitserinnerungen werden in surrealen Bildern wach. "Kann ich noch etwas für Sie tun?" – er klopft Alltagsfloskeln auf ihre Sinnleere ab. Spießt Rollenklischees auf: "Mannsein heißt kaputt sein." Was auf diesen im Selbstmitleid Badenden allemal zutrifft, der ganz leise selbst zu ahnen scheint: Auch das Böse mag vor allem im Auge des Betrachters liegen. (kasch)
Fazit: Ein Abend voll unterhaltsamer, aber etwas zu überbordend weit gestreuter Gedankensplitter, dargeboten mit Schauspielkunst. Vorschau: 2. 2. 2022, Posthof Linz.