Ein Geiger, der die Menschen wie die Wellen tanzen lässt
Angelo Branduardi (69) begeisterte im Linzer Brucknerhaus
Er beginnt mit "Si può fare", dem Lied aus 1996 darüber, dass man entscheiden könne, was man macht. Der italienische Liedermacher Angelo Branduardi (69) hat sich vor mehr als vier Jahrzehnten entschieden für einen sehr eigenwilligen Musikstil zwischen Folk, Volksweisen und Alter Musik mit poetischen Texten über Kinderreime, Märchen, Heilige und Abenteurer. Bei seinem Auftritt Dienstagabend im Linzer Brucknerhaus begrüßt er höflich "meine gnädigen Damen und Herren" und wünscht "gutes Konzert".
Von seinem Gesicht ist kaum etwas zu sehen, weil sein optisches Markenzeichen, die silbergrau gewordene Lockenpracht, auch mit beinahe 70 das Wachstum nicht einstellen will – im Gegenteil! Er rezitiert – auch auf Deutsch – ein Gedicht von William Butler Yates: "Der Geiger von Dooney", der die Menschen wie die Wellen des Meeres tanzen lässt. Und der Geiger aus Mailand lässt den Bogen wie immer gekonnt über die Saiten flitzen und die Finger flink die Gitarrensaiten zupfen.
Die Arrangements der vierköpfigen Band klingen üppig, die Akustik ist hervorragend, egal ob bei Branduardis Flüstergesang oder bei der bombastisch klingenden Orchestrierung des mystischen "Sonnengesangs" von Franz von Assisi oder der Reise von "Lord Franklin".
Wunschkonzert nach der Pause
Nach der Pause folgt ein Wunschkonzert mit den großen Hits aus den 70ern wie "Alla fiera dell’est" oder "La pulce d’acqua" (der Wasserfloh). Da hält es die Leute, die mit dem Alter des Virtuosen locker mithalten können, nicht mehr auf den Sitzen: Standing Ovations und als Zugabe ein mitreißendes, immer wieder aufwallendes "Cogli la prima mela".
Fazit: Standing Ovations für Angelo Branduardi und seine wunderbare Band bei diesem "Wunschkonzert" mit vielen großen Hits
Konzert: Angelo Branduardi, Brucknerhaus Linz, 29. Oktober
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großartiger künstler mit toller begleitband. was für ein konzerterlebnis, ein ausnahmekönner, der sich immer treu geblieben ist und sich nie verbogen hat. danke für die äußerst treffende rezension!