Ein feuriges Gesamtkunstwerk
Starfotografin Lisl Steiner (92) begeisterte in den Linzer Promenaden Galerien.
"Zündholz" wurde Lisl Steiner in ihrer Zeit in Lateinamerika genannt. "Weil ich dünn war und rote Locken hatte", sagte die gebürtige Wienerin am Mittwoch im OÖN-Forum in den Promenaden Galerien, in denen 35 ihrer Fotografien zu sehen sind. Jenen 150 Menschen, die zu der von ihr im Sturm eroberten Podiumsdiskussion kamen, war da längst klar: Diese Frau, eine der renommiertesten Fotojournalistinnen und -künstlerinnen der Welt, hatte sich diesen Spitznamen auch ob ihres Feuers verdient. Mit 92 Jahren hat sie nichts davon verloren: Steiner heizte dem Publikum ein – mit derselben Natürlichkeit, mit der sie die Musiker Louis Armstrong oder Miles Davis sowie Männer der Macht (u. a. Fidel Castro, Martin Luther King, John F. Kennedy, Augusto Pinochet) fotografiert hatte. Ihr Zugang zur Fotografie wie zu Menschen jeder Art "ist aus dem Bauch heraus", sagte Filmemacher Thomas Hackl, der mit Kollegin Martina Hechenberger auf dem Podium saß. Das Duo hat Lisl Steiner in seinem auf DVD erschienenen Film "3 aus Übersee" ein Denkmal gesetzt.
Video: Lisl Steiner in Linz
Zwei Ständchen von Steiner
Munter "aus dem Bauch heraus" zeigte die Tochter einer Jüdin, die mit ihrer Familie als Elfjährige vor den Nazis nach Argentinien floh, warum ihr dieses Denkmal mehr als gebührt. "Wer schockiert ist, kann den Saal verlassen", sagte sie, bevor die leidenschaftliche Erzählerin, deren erster Trauzeuge Dirigent Wilhelm Furtwängler war, zwei Ständchen sang – einmal aus Brechts "Dreigroschenoper", zum Abschluss würdigte sie Marlene Dietrich. Davor hatte das feurige Gesamtkunstwerk Steiner nicht nur Emotionen geschaffen, sondern auch Fakten. Facebook-Gründer Zuckerberg, der mit seinem sozialen Netzwerk den "Freund"-Begriff beleidige, habe sich um 65 Millionen Dollar ein Haus bauen lassen. "Was alles hätte man mit dem Geld Gutes tun können? Ein Idiot!"
Steiner warnte ebenso vor schädlichen Verführungskünsten von Populisten und Diktatoren, die sie aus nächster Nähe erlebt hatte. "Sie können so lieb und charmant sein." Auch der Tod war Thema. Steiner, die für ein dokumentarisches Projekt seit gut zehn Jahren mit der Kamera begleitet wird, will ihn wie das Leben nehmen – mit Neugier, Humor und Improvisation. "Ich weiß nicht, wie es sein wird. Aber nachdem ich ständig gefilmt werde: Oh Mann, das wird ein Abgang."
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Tolle Frau! Nur schade, dass man keine Fotos von ihr in den Artikel eingefügt hat. So musste ich mich halt durch's Netz wühlen.