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Ein entschlossener Atheist

Von Nora Bruckmüller, 24. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Ein entschlossener Atheist
Robert Palfrader als Gustav im Kinofilm "Alles wird gut", als der er einiges einstecken muss. Bild: Einhorn Film, ORF

Robert Palfrader rollt man am 25. 1. im Megaplex Pasching den roten Teppich aus. Er kommt nicht als "Kaiser", aber sein Film "Alles wird gut" feiert Premiere – eine Kino-Hommage auf Hiob. Über Glauben, heilige Verwandte und einen Dreh auf Italienisch sprach er mit Nora Bruckmüller.

In "Alles wird gut" spielt Robert Palfrader Gustav – einen Trinker und gefallenen Skistar, dem Pfarrer Ivan wieder den richtigen Weg weisen möchte. Man drehte in Südtirol, alle Dialoge wurden auf Italienisch aufgenommen und später auf Deutsch eingesprochen. Eine Herausforderung, die den 51-Jährigen reizte.

OÖNachrichten: Ihr Vater war Südtiroler, Sie haben noch immer Verwandtschaft dort. Haben Sie diese Wurzeln sprachlich auf den Dreh vorbereitet?

Palfrader: Nein. Es gelang deshalb, weil ich ein iPad habe und mir das selber beigebracht habe (lacht).

Und Sie haben den deutschen Text durch den Google-Übersetzer geschickt und sich die Übersetzung dann digital vorsprechen lassen?

(lacht) Nein. Die Produktion hat mir einen Dialektcoach zur Verfügung gestellt, Francesca Bertoni. Die Frau hat einen Höllen-Job gemacht. Sie hat teilweise ihre Freizeit geopfert, um mit mir die Texte zu erarbeiten. Geduldig wie eine liebende Mutter, die ihr deppertes Kind auf die Schularbeit vorbereitet. Es war großartig. Sie hat mir das Selbstvertrauen, das Rüstzeug gegeben, damit ich mich nicht blamiere. Und was man so hört, habe ich das ganz gut erledigt.

Sie hatten gar keine sprachlichen Vorkenntnisse?

Ich habe in der Schule Latein und Französisch gehabt und genug Italo-Hits gehört, um ein bisschen Italienisch aufgeklaubt zu haben. Meine Verwandtschaft sind Rätoromanen. Wenn nicht Deutsch gesprochen wird, dann Ladinisch (Dialekt aus dem alpinen Oberitalien, Anm.). Da habe ich auch etwas mitbekommen – von überall einen Hauch, Grundkenntnisse im Vokabular. Über präkolumbianische Kulturen könnte ich mich aber noch immer nicht unterhalten.

"Alles wird gut" dreht sich um die Figur des Pfarrers. Dieser hat so viel einstecken müssen, dass er sich nun der Realität verweigert. Ist Realitätsverweigerung in Ihnen veranlagt? Als Kabarettist zeigen Sie den Menschen ja, was falsch läuft. Nicht in direkter Härte, weil in Humor gekleidet.

Also, ich sage den Menschen auf jeden Fall alles, was falsch läuft, so wie ich es als falsch empfinde, direkt. Das ist mein Job. Natürlich humoristisch aufgeladen. Aber genau das kann, so denke ich, manchmal noch schmerzhafter sein. Weil ich damit Dinge aussprechen kann, die ich ohne Pointe nicht aussprechen könnte. Dazu gibt es ein schönes Zitat von Billy Wilder: "Sei besser lustig, oder sie bringen dich um." Also ist Realitätsverweigerung exakt das Gegenteil davon, was ich beruflich zu leisten versuche. Zum einen gilt es im Schauspiel Authentizität für eine fiktive Geschichte herzustellen, zum anderen als Satiriker die Lebensrealität im Land abzubilden. Wenn wir eine Aufgabe als "Die Staatskünstler" (mehr zu Palfraders vielen Rollen oben) haben, dann jene, medial unterrepräsentierte Skandale aufzuzeigen. Es gibt einfach einige Dinge in Österreich, die immer hinterfragenswert sind. Zum Beispiel die Eurofighter. Dieser Kas ist, finde ich, noch lange nicht gegessen.

Aus journalistischer Perspektive kann man sagen: Wenn ein Skandal auf einem komplexen, behäbigen Sachverhalt beruht und ihm das richtige "Mascherl" zur Empörung fehlt, ist er sehr schwer zu vermitteln. Das frustriert auch.

Vor diesem Problem stehen wir auch ganz oft. Wir müssen sehr komplexe Inhalte auf das Wesentliche reduzieren – einfach, verständlich, verdaubar machen und humoristisch aufladen, damit uns die Menschen überhaupt folgen wollen. Wir haben aber den Vorteil, dass wir dabei dramaturgische Kniffe anwenden können. Was Journalisten oft verwehrt bleibt, weil sie seriös bleiben müssen. Und wir, wir können blödeln.

"Alles wird gut" handelt von katholischem Glauben, der Bibel. Wie war Ihre Sozialisation in diesen Belangen?

Ich bin einmal mit einem Heiligen verwandt, Josef Freinademetz (1852–1908, in den Dolomiten geboren, katholischer Ordensmann, Missionar in China, 2003 heiliggesprochen, Anm.). Zum anderen war ich in einer römisch-katholischen Privatschule, in einem Jesuiten-Kolleg, jahrelang im Halbinternat. Ich komme aus einer sehr katholischen Familie, jene väterlicherseits ist sogar streng. Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich Atheist bin. Sie werden Probleme haben, einen unesoterischeren Menschen als mich zu finden.

Und das Konzept der Spiritualität jenseits institutionalisierten Glaubens?

Ich verstehe es, dass Menschen das haben wollen, manche das auch brauchen. Das ist für mich auch nachvollziehbar. Ich selber brauche es nicht. Ich kritisiere aber niemanden, der sich damit wohlfühlt, der seine Spiritualität ausleben will. Ich habe nur ein Problem damit, wenn irgendjemand die Deutungshoheit für sich in Anspruch nimmt und glaubt, Verhaltensregeln für andere aufstellen zu müssen, nur weil er vorgibt, einen besonderen Draht ins Metaphysische zu haben. Ich mag es nicht, wenn mir jemand die Rechtsgenossenschaft aufkündigt, nur weil er meint, sein heiliges Buch wäre wichtiger als die Verfassung.

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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2  Kommentare
2  Kommentare
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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 24.01.2020 15:35

Ich habe mir den Palfrader einmal live angeschaut. Ich war dermaßen enttäuscht, daß ich ihn nicht einmal im Fernsehen mehr anschaue.

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xerMandi (2.161 Kommentare)
am 24.01.2020 13:50

Den letzten Satz des Artikels kann ich vollinhaltlich verstehen und unterstützen.

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