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"Doppelt und dreifach nah und intim"

Von Julia Evers, 12. Juli 2019, 08:54 Uhr

Mit Liedern von Schubert, Schumann und Brahms wollten die Sängerin Lia Pale und Pianist und Komponist Mathias Rüegg ein "European Songbook" begründen. Am 20. Juli sind sie bei den Salzkammergut Festwochen in Gmunden zu hören.

Als sie Schuberts "Winterreise" gesungen hat, wollte die Welser Sängerin Lia Pale (33) selbst auf Reisen gehen und den Jakobsweg hinter sich bringen. Nach der Auseinandersetzung mit den Werken Robert Schumanns haben sie und Mathias Rüegg sich jetzt zum Abschluss ihrer gemeinsamen Trilogie Johannes Brahms vorgenommen – wie die beiden Musiker diese Lieder ins jazzige Heute übersetzt haben, ist am 20. Juli bei den Salzkammergut Festwochen zu hören.

Sie haben sich jetzt intensiv mit dem Schaffen von Brahms auseinandergesetzt – was hat sich bei dieser Arbeit an spannenden Sachen ergeben?

Lia Pale: Brahms ist vor allem rhythmisch spannend, hat viele schnelle Tempi, viele schnelle Dreiviertel. Schubert fühlte sich anders an, das war die Winterreise, die großen Melodien, bei Schumann stand auch das Lyrische im Vordergrund. Brahms hat Edge, eine rockige, wilde, crazy Seite.

Bei Ihnen muss aber immer alles grooven.

Brahms ist unser groovigstes Programm. Es sind die meisten schnellen, verrückten Stücke dabei, es ist lustig zum Spielen. Jeder Komponist hat seine eigene Sprache, seine eigene Handschrift. Man taucht in die Gedankenwelt eines Menschen ein, der gar nicht mehr hier ist, das ist jedes Mal wieder aufs Neue spannend.

Wie charakterisieren Sie die drei mit denen Sie sich beschäftigt haben?

Schubert – das war die Winterreise, die Mischung aus Dur und Moll, Schmerz und Hoffnung, Liebe und Angst, da war immer diese Dualität im Vordergrund. Bei Schumann haben wir viel von diesen Liederbänden, die er für seine Frau Clara geschrieben hat, verwendet, daher war das sehr lyrisch und liebevoll, obwohl auch die Dramatik nie fehlt. Brahms und Schumann waren gute Freunde im echten Leben, er ist ein bisserl mehr der abgefahrene Grantler.

Ist es nach dieser Trilogie vorbei?

Ja. Als ich vor 4000, nein, vor sieben Jahren den Mathias auf der Uni kennengelernt habe, haben wir uns vorgenommen, diese Kunstlieder ins Jetzt zu holen und wie es im Jazz üblich ist, Material zu nehmen und daraus zu machen, was man will. Wir wollten ein European Songbook machen anstatt eines amerikanischen, statt Gershwin, Porter und Co. wollten wir Schubert, Brahms und Schumann bearbeiten, weil das unsere Wurzeln sind.

Mit diesen Programmen sind Sie in verschiedensten Ländern aufgetreten. Was ist das Besondere daran, sich bei den Salzkammergut Festwochen in Gmunden auf die Bühne zu stellen?

Ich freue mich immer total, wenn Familie und Freunde da sind, wobei ich immer sehr nervös bin. Man ist ohnehin ganz entblößt und verwundbar beim Singen, und wenn einen die Leute ohnehin schon gut kennen, dann ist das doppelt und dreifach nah und intim. In Gmunden haben wir schon einmal 2014 die Winterreise gespielt, und es ist toll, dass wir auch mit dem Abschluss des Programms in Gmunden sein dürfen, das fühlt sich rund an.

Warum sind Sie beim Singen so verwundbar?

Beim Singen kann man sich überhaupt nicht verstecken, man kann nicht ausweichen, nicht wie in einem Gespräch oder beim Small Talk. Sinn des Musikmachens ist aber auch, dass man sich nicht versteckt, alles ohne Schleier und Filter weiterzugeben. Es braucht aber jedes Mal wieder Mut zu sagen, ich gehe da jetzt raus und ich mache auf.

Was ist das Herausfordernde an diesem Beruf?

Das Schwierige ist, wenn Träume mit Realität konfrontiert werden. Träume davon, Sängerin zu sein, mit fünf oder sechs Jahren, auch noch mit 14 oder 16, sind etwas so Reines und Pures, wenn die mit der Realität zusammenkommen, ist das desillusionierend. Ich bin selbstständig, weiß nie, wie lang die Aufträge kommen. Die Unsicherheit, wenn die mit so einer Leidenschaft wie der des Singens verbunden ist, dann ist es oft schwierig, die gleiche Naivität, die gleiche Hingabe, die gleiche Freude hochzuhalten. Gerade im Jazz – man weiß, dass andere Musikrichtungen immer mehr Menschen erreichen werden. Durch das Üben und den Leistungsanspruch im Alltag ist man wie ein Sportler – man muss fit bleiben, immer üben, auch wenn man nicht weiß, ob das dann irgendwer hören will, man arbeitet immer ins Blaue. Es gibt Momente, wo man sich erschöpft und ausgelaugt fühlt – die Herausforderung ist, trotzdem die Liebe zur Musik immer zu erhalten.

Was war in Ihrer musikalischen Entwicklung wichtig?

Die Musikschule in Wels. Ich hatte mit acht Jahren Klavier- und Querflötenunterricht. Das ist in Oberösterreich unglaublich, die Landesmusikschulen und die Vernetztheit mit der Blasmusik. Ballett, musikalische Früherziehung – das kann man einfach ausprobieren, so kommt man in Kontakt.

*****

TERMINE BEI DEN GMUNDNER FESTWOCHEN UND ZUR PERSON 

Jazz: The Brahms Songbook Lia Pale und Mathias Rüegg haben sich im Erforschen des romantischen Liedgutes gefunden.
Tickets für ihren Auftritt am 20. Juli im Stadttheater Gmunden erhalten Sie unter nachrichten.at/tickets. OÖNcard-Rabatt: 10 Prozent für 2 Tickets
 
Violine: Yury Revich - der junge Geiger stammt aus einer Geiger-Dynastie, sein Schaffen wurde bereits mit zahlreichen internationalen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt. Zu hören ist er am 13. Juli im Stadttheater Gmunden.
 
Klassik: Quatuor Van Kuijk In den sechs Jahren seines Bestehens hat das Quatuor Van Kuijk einen fulminanten Karrierestart hingelegt – am 19. Juli zeigen die Musiker im Stadttheater Gmunden, was sie ihren Instrumenten entlocken können.
 
Lia Pale: Als Julia Pallanch in Wels geboren, entdeckte Pale ihre Liebe zur Musik bereits in jungen Jahren. Nach der Matura am Stifter-Gymnasium in Linz begann sie ein Gesangsstudium in Wien, bei dem sie auf ihren Mentor Mathias Rüegg traf. 2013 haben die beiden ihr erstes gemeinsames Album präsentiert.
 

 

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