Diese Songs hängen in der Zeitlosigkeit
Alltagssituationen werden erzählt und mit Poesiekaskaden aufgepeppt, dass Banales wie immens Bedeutsames scheint – und das ja auch ist, geht es doch vor allem um so große Dinge wie Liebe, Trennung und den ganzen "Herzscheiß", wie der Wortzauberer Sven Regener einst sagte. Wenn Regener mit rauer Stimme singt und seine grandiose Band "Element Of Crime" Schrammelrock und Mariachi-Geschunkel, Rock-Getöse und Melancholie-Streicheleien nebeneinander stellt, dann ist das originell, schräg, mitreißend, tanzbar und vor allem einzigartig. Der Konzertabend beginnt mit dem Auftaktsong des neuen, 14. Albums "Schafe, Monster und Mäuse", nämlich mit dem tragikomischen "Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang", gefolgt vom rumpelnden "Brot und Tüte". So wie überhaupt beinahe der gesamte Liederkosmos des neuen Albums durchgespielt wird, ob das gestampfte "Immer noch Liebe in mir" oder das melancholische "Gewitter". Nach jedem Applaus bedankt Regener sich artig mit "Vielen Dank!".
Bei "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" singt schon der Großteil des Publikums im ausverkauften Großen Saal des Posthofs mit. Von hinten ist es schwierig, die Herren in Schwarz zu erspähen, aber das Hörerlebnis bekommen die Techniker an diesem Abend recht gut hin. Wunderbar intoniert Sven Regener auch den Brecht/Weill-Hit "Surabaya Johnny". Als Zugabe den schwungvollen "Dellenhorst" und das ruhige "Geh doch hin". Dazwischen wird nicht viel geredet, wozu auch? Die Lieder sind Erzählung genug. Begeisterung über diese Songs, die in der Zeitlosigkeit hängen: nie aktuell, aber immer gültig.
Fazit: "Element Of Crime" begeistert mit einzigartigem Sound und originellen Texten (Posthof, 7.11.)