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Die Wildnis, der Asterix und die Moritat für die schönste Mörderin von Wien

Von Lukas Luger, 14. Mai 2020, 00:04 Uhr
Die Wildnis, der Asterix und die Moritat für die schönste Mörderin von Wien
Ernst Molden und Ursula Strauss, im September live in Linz Bild: D. Matejschek

Liedermacher Ernst Molden hat sich für "Wüdnis" mit Ursula Strauss zusammengetan

Ernst Molden, der herausragende österreichische Liedermacher der Gegenwart, hat gemeinsam mit Schauspielerin Ursula Strauss das neue Album "Wüdnis" eingespielt. Die Songs, reduziert auf zwei Stimmen und elektrische Gitarre, erzählen von der Wildnis in und zwischen den Menschen, vom Krieg und Gattenmord. Am 12. September sind Molden und Strauss im Posthof zu sehen.

OÖN: Ihre Zusammenarbeit mit Ursula Strauss trägt jetzt auch Früchte in Form eines Tonträgers. Entstanden die Stücke für "Wüdnis" im Wissen um diese Zusammenarbeit, oder wurde Ihnen nach dem Schreiben bewusst, dass diese Songs eine weibliche Stimme benötigen?

Ernst Molden: Ursula Strauss und ich arbeiten seit sieben Jahren zusammen. Unsere erste Begegnung war zufällig bei einer Charity-Geschichte Anfang 2013. Ich hab gemerkt, sie horcht bei meinen Liedern auf, sie würd’ gern mitsingen. Als ich ein paar Wochen später ein Angebot gekriegt hab, bei der Festwochen-Eröffnung am Rathausplatz mitzuwirken, hab ich die Uschi gefragt, ob sie dabei ist. Sie hat den Maly-Nagl-Evergreen "I hob kan Zins no zoed" gesungen und mit mir den "Flagduam". Wir haben dann begonnen, Shows zu spielen, zusammen mit Walther Soyka, halb literarisch, halb musikalisch, und 2018 bei den Festwochen war sie wieder dabei. Aber die "Wüdnis"-Songs hab ich speziell für sie und mich geschrieben. Ich wollte ein eigenes Format für uns.

Was zeichnet Strauss als Sängerin, als Lied-Interpretin, aus?

Ein großer Segen an der Uschi ist, dass sie keine Gesangsausbildung hat. Beim Heurigen hat man früher von den "Natursängern" gesprochen, autodidaktischen Frauen und Männern, die gesungen haben, weil sie es konnten und auch mussten, weil "die Natur" aus ihnen herausgebrochen ist. So jemand ist Ursula. Sie hat unglaublich viele Facetten, auch etwas sehr Junges, Freches, fast Krähendes.

Im Titelsong heißt es "De Wüdnis san mia". Eine Anspielung auf eine Armut in Sachen Herzensbildung vieler Menschen?

Es meint eher, dass wir die Gefahr sind, aber gleichzeitig auch das Wunder, jedenfalls das nicht im Voraus zu Bestimmende. Die großen Unbekannten auf der Welt sind das Wetter und der Mensch.

Lieder wie "Griag", "Ollas is hi" oder der Titelsong muten mit ihrem pessimistischen Unterton in diesen Corona-Zeiten prophetisch an. Verfügen Sie über ein spezielles poetisches Gespür?

Es ist nicht so prophetisch. Auch nicht pessimistisch. Was da benannt wird, sind diese Wildnis-Zonen, die die ganze Zeit unter der vollmundigen, glitzernden, technologischen Gegenwart weiterexistieren. Das unbekümmert weiterbestehende Barbarentum. Wir sind Wilde. Ein paar von uns haben die Fähigkeit, sich zusammenzureißen, aber eben nicht alle.

"Theresiasong" ist eine Mörderballade, die Nick Cave stolz machen würde. Woher kommt Ihre Faszination für Theresia Kandl, die "schönste Mörderin Wiens"?

Die Gattenmörderin Theresia Kandl wurde 1809 als letzte Frau öffentlich bei der Spinnerin am Kreuz gehängt. Ich glaub’, ihr Mann war ein Ungustl und sie selbst auch nicht sehr lieb. Klassisch, häusliche Gewalt in sozial benachteiligten Schichten. Interessant ist, zu was für ein Gefäß der Projektion die Kandl nach ihrer Exekution geworden ist. Das Lied sagt auch etwas über die Gesellschaft. Es ist der einzige Song, den ich nicht für unser Duo geschrieben habe, sondern ursprünglich als Moritat für das kriminalistische Straßentheater-Projekt von Susita Fink. Ich hab es der Uschi beiläufig vorgespielt, und sie ist sofort wie ein Habicht auf das Lied heruntergestoßen und hat gesagt, sie will das singen.

Trotz all der tragischen Dinge, die Ihren Protagonisten widerfahren, stets behalten diese sich ihren Schmäh. Wie kommt’s?

Nur wer weinen und lachen kann, kriegt von mir ein Lied.

Mit "Es Brojeggd" haben Sie den 17. Asterix-Band ins Wienerische übertragen. Warum diesen?

" Die Trabantenstadt" war als Bub mein erster Asterix. Der hat sein müssen. Meine Lieblingsfigur ist Troubadix! Er ist der ewige Orpheus unter Barbaren. Er spiegelt wider, wie die Horde mit den Künstlern umgeht. Nehmen Sie nur unsere derzeitige Regierung.

CD-Kritik "Wüdnis"

„Jedes Lied muss den Wahnsinn, die Gewalt der Welt in sich aufnehmen, um Trost zu spenden“, hat Nick Cave gesagt. Wie Cave besitzt Ernst Molden die Fähigkeit, todtraurige Geschichten zum Schmunzeln zu erzählen. Auf dem exzellenten „Wüdnis“ fokussiert er sich auf seine Storyteller-Fähigkeiten, die spartanische Instrumentierung erinnert an die finalen Alben von Johnny Cash. Anspieltipps: „Griag“, „Siedlung“, „Theresiasong“.

OÖN-Bewertung: 5 von 6 Sterne

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Autor
Lukas Luger
Redakteur Kultur
Lukas Luger
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