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Die Todesangst stets im Nacken

Von Nora Bruckmüller, 11. Juli 2020, 00:04 Uhr
Cynthia Erivo als Harriet Tubman Bild: UPI (GEPA pictures)

Der Film "Harriet" setzt Sklavenbefreierin Harriet Tubman ein Kinodenkmal.

"Du hattest nie die Angst, um dein Leben laufen zu müssen", sagt Cynthia Erivo als Harriet Tubman, deren Leben der aktuelle Kinospielfilm "Harriet" erzählt. Sein Kern ist keine Fiktion, sondern ein Kapitel US-Geschichte, das von unsagbaren Härten handelt, sodass man wünscht, sie mögen gelogen sein.

Tubman wurde 1822 in die Sklaverei geboren. 1849 gelang es ihr, geprügelt, gepeitscht, zu entkommen. Sie floh 100 Meilen (160 Kilometer) allein mit der Todesangst im Nacken durch die Wildnis von Maryland nach Philadelphia. Doch sie kehrte in den Süden zurück, um ihre Familie nachzuholen, und wurde zur Fluchthelferin, die in mehreren Missionen 70 Sklaven rettete.

Und dieses Gefühl von Angst, der permanenten Unsicherheit, ist das Wichtige, das von Regisseurin Kasi Lemmons grandios Gestaltete, an diesem Film. Denn es ist bis heute das, was die schwarze Bevölkerung der USA den Privilegierten begreifbar machen will: Die Hautfarbe wird zur Erbschuld, die über Leben oder Tod entscheidet. "Harriet" ist der richtige Film in der richtigen Zeit. Und ein Segen für die Britin Erivo (33), der man nun unabgelenkt vom Oscar zuschauen darf. Im Winter war sie nominiert, als einzige nicht weiße Darstellerin.

Das verkleinerte sie und ihre definitiv oscarreife Leistung zur "Quotenschwarzen". Zum Feigenblatt, mit dem man verbergen wollte, was unaufgearbeitet gärte.

Inzwischen ist dieses Problem explodiert. Und "Harriet", die Entwicklung dieser Figur, entfesselte Erivos Kunst. So lernt man Harriet Tubman auf der Wiese liegend kennen, rastend, träumend. Bis ihr Ehemann John (Zackary Momoh) Hoffnung gibt, sie könnten zusammen frei leben. Später wird sie ihre größten Taten ohne ihn tun. Nicht als "Frau von", sondern als Kriegerin, die so furchtlos agiert, dass man bei ihren Aktionen, die auch ihren Meister (Joe Alwyn) schädigen, sofort von einem Mann ausgeht – einem weißen Bürgerrechtler mit geschwärztem Gesicht.

Leidenschaftliches Stören

Erivo gibt Harriet stets das passende Gesicht. Auch in größter Unterwerfung blitzt Unbeugsamkeit durch. Exakt ist auch die Inszenierung darin, von Licht und Schatten, Schwarz und Weiß, Männern und Frauen zu erzählen, die Balance zwischen Schönem und Hässlichem zu finden, sie aber auch wieder leidenschaftlich zu stören.

So wirkt "Harriet" oft düster. Aber nicht ohne die Erhabenheit der Natur und den Stolz des Gospels zu feiern. Sogar die Gottesfürchtigkeit Harriets bleibt nicht bloß ernst. Ausgerechnet sie, eine schwarze Frau, bekam einen Spitznamen nach einem der weißen Anführer der Bibel: Moses. Eine Ironie zeitlos gut wie die Taten Tubmans.

Harriet – Der Weg in die Freiheit: US 2019, 125 Min.,

OÖN Bewertung:

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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