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"Die Stimme braucht auch Schmutz"

Von Nora Bruckmüller, 26. Juli 2019, 00:04 Uhr
"Die Stimme braucht auch Schmutz"
Annett Louisan: „Ich habe mich noch nie so sensibel, aber gleichzeitig so stark gefühlt wie als Mutter.“ Bild: Christoph Koestlin

Mit ihrem Album "Kleine große Liebe" im Gepäck ist Annett Louisan auf Tour, nächstes Jahr im April tritt die 42-Jährige aus Hamburg in Linz auf. Die OÖN haben die Sängerin zum Interview getroffen.

Weit mehr als eine Million Tonträger hat Annett Louisan bereits verkauft. Im Februar erschien nach mehr als vier Jahren ihr neuestes Album mit eigenen Songs. Mit was ist los? sprach die Musikerin, deren helle Stimme sich so gut auf Chansons versteht, darüber, wie sie sich darauf dem Pop angenähert hat. Und wie es sich anfühlt, Mama zu sein.

OÖNachrichten: "Kleine große Liebe" ist eine Weiterentwicklung, auch eine Verneigung vor dem Pop. Welche Nummern haben in Ihrer Jugend, in den 1980er-Jahren, zum musikalischen Erweckungserlebnis in Sachen Pop beigetragen?

Annett Louisan: Ich bin ja im Osten Deutschlands aufgewachsen und bin damals alleine über das Radio an Musik gekommen. Meine Mutter hatte es die ganze Zeit laufen. Da habe ich diese legendären alten Scheiben von Madonna gehört, für die sie ihre Stimme noch elektronisch raufgeschraubt hatten wie in "Holiday". Dann gab es noch France Gall mit "Ella, elle l’a" und natürlich Michael Jackson. Erst später, nachdem wir nach Hamburg gezogen sind, habe ich mir meine ersten eigenen Platten kaufen können.

Wie war Ihr Leben, bevor es sich künstlerisch in die jetzige Richtung entwickelt hat, auch bevor Sie 2017 Mutter geworden sind?

Ich habe lange sehr jugendlich, fast hedonistisch gelebt.

Und Sie haben sich selbst viele Fragen gestellt, vieles in Ihrem Leben hinterfragt?

Ja. Das ist zwar fast ein bisschen ein Klischee (lacht). Aber ich hatte so eine wahnsinnige Sehnsucht, zu experimentieren. Ein Freund von mir – er ist ein bekannter Fotograf – hat mir dann einmal gesagt, dass es in jedem Traumberuf zu solchen Situationen kommen kann. Irgendwann müsse man eben dorthin weitergehen, wo man sich noch nicht so auskennt.

Wo ziehen Sie Ihre persönliche Grenze im Pop-Genre?

Einen ganz glatten, kalkulierten Pop könnte ich nicht machen. Die Stimme braucht auch Schmutz.

Nach der Geburt Ihrer Tochter wurden Sie in vielen Interviews gefragt, wie Sie Arbeit und Mutterschaft in Einklang bringen. Einerseits ist das nachvollziehbar, andererseits werden Männer so etwas so gut wie nie gefragt. Sehen Sie das zweischneidig?

Ja, das ist absolut zweischneidig. Ein Kind zu bekommen, ist einerseits das Normalste auf der Welt, andererseits das Größte im Leben eines Einzelnen. Wenn Fragen dazu auf mich so richtig geballt zukommen, fängt das schon irgendwann an, mich zu nerven. Früher wurde ich zum Beispiel ein einziges Mal in einem Interview gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Mutter zu werden – das habe ich bejaht. Dann gab es zig Meldungen und Schlagzeilen: "Annett Louisan will Mutter werden." Als ich schwanger war, habe ich einmal erzählt, dass ich mir jeden Tag ein Törtchen gönne. Die Schlagzeile: "Annett Louisan tauscht Mikrofon gegen Törtchen." Aber das kratzt mich gar nicht.

Wie hat Sie Ihr Kind als Mensch und Künstlerin verändert – das sind ja zwei Seinszustände, die man nicht wirklich auseinanderdividieren kann?

Ich bin wieder viel näher am Leben, so nahe, wie ich es vielleicht als Kind einmal war, auch an meinem Bauchgefühl. Ich agiere viel instinktiver. Ich habe mich noch nie so sensibel, aber gleichzeitig so stark gefühlt wie als Mutter. Die Zeit, die ich wirklich alleine verbringe, hat dadurch auch eine ungeheure Qualität bekommen. Wenn ich eine Stunde alleine im Café sitze und einen Cappuccino trinke, dann ist das so ein ähnliches Gefühl wie in der Schule vor den Sommerferien (lacht). Aber dann vermisse ich auch meine Tochter.

Sind Sie glücklicher?

Ich bin definitiv glücklicher. Hoffentlich schadet das meiner Musik nicht.

Kann es überhaupt schädlich sein, wenn man glücklicher ist? Obwohl unter Künstlern herrscht ja oft die Meinung, Traurigkeit sei ein kreativer Motor …

Ich denke, es ist auch ein Trugschluss, zu sagen ‚Ich brauche meine Melancholie, um gute Arbeit zu leisten’. Wenn man wirklich traurig oder depressiv ist, dann, glaube ich, kann man keine wirklich gute Arbeit leisten.

Sie sind in der DDR auf- gewachsen, in einem autoritären System. Ist Ihnen die politische Idee des vereinten Europas ein Anliegen?

Ich fühle mich im Grunde mehr als Europäerin denn als Deutsche. Wir sollten alles tun, damit dieser Kontinent und die Europäische Union funktionieren. Unsere Generation hat keinen Krieg erlebt. Und obwohl der Weltkrieg historisch betrachtet noch gar nicht lange her ist, vergisst man das schnell. Das ist sehr, sehr gefährlich.

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller

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