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Der "Picasso der Karikatur" ist tot

11.Februar 2019

Die Kunstwelt hat für Tomi Ungerer den Titel "Picasso der Karikatur" geprägt. Der französische Zeichner und Karikaturist ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 87 Jahren gestorben. Der vor allem für seine Kinderbücher bekannte Elsässer starb in Irland im Haus seiner Tochter.

Ungerer schrieb und illustrierte berühmte Kinderbücher wie "Die drei Räuber" und "Der Mondmann". Außerdem schuf er scharfzüngige Bilderbücher für Erwachsene. Im deutschen Sprachraum ist "Das große Liederbuch" – eine illustrierte Sammlung von Volks- und Kinderliedern – seit Jahren ein Verkaufsschlager. Einen großen Teil seines Werkes machen politische, aber auch erotische Zeichnungen aus. Ungerer wurde 1931 in Straßburg geboren und wanderte in den 1950er Jahren in die USA aus, es verschlug ihn auch nach Kanada. Seit 1976 lebte er mit seiner dritten Frau in Irland, blieb seiner elsässischen Heimatstadt aber immer treu. In Straßburg gibt es ein Tomi-Ungerer-Museum – mit Tausenden Zeichnungen, die er seiner Geburtsstadt überlassen hat.

Seine Erotik-Zeichnungen wurden lange als zu provozierend empfunden. Diese Kritik wies er stets zurück. "Ich will entlarven, was für eine Hölle es sein kann, wenn sich die Menschen vom Sex abhängig machen", sagte er einmal. Aus dem altindischen Lehrbuch der Liebeskunst machte er "Das Kamasutra der Frösche".

Ungerer war unermüdlich – zu seinem 85. Geburtstag erzählte der Freigeist, dass er noch lange nicht ans Aufhören denke. "Während wir ein Leben gelebt haben, hat er fünf gelebt", sagte die Galeristin Barbara Koppelstätter ("Galerie B" in Baden-Baden) einst über ihn. Ungerer machte sich immer gegen Rassismus stark. Er setzte sich für die deutsch-französische Freundschaft ein und bekam 1993 das deutsche Bundesverdienstkreuz.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte über den Tod Ungerers: "Nach Europa wie auch in die USA hat er den französischen Geist mit einem einzigartigen Strich, der unter allen erkennbar ist, getragen."

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28. März 2024