Saliera-Diebstahl: Der 50-Millionen-Euro-Coup
Der Diebstahl der Saliera schockierte 2003 Österreich – Jetzt machte der damalige Ermittler Ernst Geiger einen Krimi daraus
Es war der größte Kunstdiebstahl in der Geschichte Österreichs: In der Nacht des 11. Mai 2003 wurde die Saliera, ein filigranes goldenes Salzfass von Benvenuto Cellini im Wert von rund 50 Millionen Euro, aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien gestohlen. Ganz Österreich war schockiert, wie einfach der Diebstahl gelungen war: Der Täter stieg auf ein Gerüst vor der Fassade, zerbrach das ungesicherte Fenster, zerschlug die Vitrine und war nach 54 Sekunden wieder weg.
Nun hat der damalige Ermittlungsleiter Ernst Geiger, der 2017 in Pension ging, diesen Coup zum Krimi "Goldstaub" verarbeitet. "Es war mein letzter Fall bei der Wiener Kriminalpolizei, ein Fall, der viel hergibt", sagt der 68-Jährige. Denn so spektakulär, wie der Diebstahl begonnen hatte, ging er auch weiter: Der Dieb schrieb zwei Erpresserbriefe, von denen der erste erst Tage später von der Versicherung an die Polizei weitergeleitet wurde, der Museumsdirektor suchte auf eigene Faust nach der Saliera und fiel auf einen Betrüger herein, eine geplante Geldübergabe wurde zur Schnitzeljagd mit dem Täter, die dieser abbrach.
"Das ist unser Mann"
Erst als der Dieb beim Kauf eines Handys von einer Überwachungskamera gefilmt wurde und die Polizei das Foto veröffentlichte, schnappte die Falle zu: Der Mann, der selbst eine Sicherheitsfirma betrieb und seine Familie nicht eingeweiht hatte, meldete sich bei der Polizei, um mitzuteilen, dass es sich bei dem Foto um eine Verwechslung handle – und verstrickte sich prompt in Widersprüche. "Wir haben sofort gewusst, das ist unser Mann", sagt Geiger. Genauso gut erinnert er sich, als das Polizeiteam am 22. Jänner 2006 die im Wald vergrabene Saliera fand: "Mein erster Gedanke war: Es ist geschafft! Wir haben sie!" Im Juli 2007 wurde der Dieb zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Das alles erzählt Geiger in einem flotten und spannenden Krimi, wechselt gekonnt die Schauplätze und taucht auch in die Welt des Täters ein. Denn das Motiv konnte nie restlos geklärt werden: "Ich weiß bis heute nicht, warum er es getan hat", sagt Geiger. Dass es nur eine "b’soffene G’schicht" gewesen sei, wie der Dieb angab, glaubt Geiger nicht: "Dazu hat er es zu gut gemacht." Der Hofrat vermutet als Motiv "eine gewisse Lust am Spiel mit der Polizei und der Öffentlichkeit".
Im Buch schildert Geiger auch die internen Machtkämpfe innerhalb der Polizei aus seiner Sicht. Kurz nach Ende der Ermittlungen wurde er wegen der so genannten "Sauna-Affäre" vom Dienst suspendiert (und später rehabilitiert). Sein Gegner, den er im Buch Robert Dachs nennt, habe "die Polizei langsam in seine persönliche Theaterbühne verwandelte", schreibt Geiger. Eine Revanche sei das aber nicht: "Der Mann ist schon längst erledigt", sagt er im OÖN-Gespräch. "Ich wollte zeigen, welche Konflikte in der Polizeiarbeit hochkommen und wie sie sich auswirken."
Ernst Geiger: "Goldraub", Roman, edition a, 432 Seiten, 22 Euro
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