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Depp vs. Heard: Schuldig auf TikTok

Von Julia Evers, 28. Mai 2022, 00:04 Uhr
Der Prozess "Depp gegen Heard" ist viel mehr, er hat sich losgelöst von echten menschlichen Schicksalen. Bild: EVELYN HOCKSTEIN (POOL)

Das Drama aus dem Gerichtssaal wird live übertragen und auf Social Media entschieden.

Im Zeugenstand hält Amber Heard ein Taschentuch vor ihre Nase, pausiert sekundenlang, während die Kameras klicken. Dann packt sie das Taschentuch weg und wischt sich mit der Hand über die Nase. Es sind Szenen wie diese, die die Schauspielerin in Sekunden zur Darstellerin, zur Lügnerin degradieren und sich wunderbar eignen, um in den sozialen Medien geteilt zu werden.

Fast könnte man vergessen, worum es im Prozess zwischen Johnny Depp (58) und Amber Heard (37) eigentlich geht: Auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz hat der "Fluch der Karibik"-Star seine Kurzzeit-Ehefrau verklagt. Ein Artikel in der "Washington Post" aus dem Jahr 2018, in dem sie sich als Opfer häuslicher Gewalt dargestellt hatte, hätte seiner Karriere nachhaltigen Schaden zugefügt. Heard konterte mit einer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar.

Depp vs. Heard: Schuldig auf TikTok
Szenen eines Dramas: „Nichts als die Wahrheit“, verspricht Kate Moss... Bild: APA/AFP/POOL/EVELYN HOCKSTEIN

Sein Team war es, das durchgesetzt hat, dass der Prozess live übertragen wird. Ein genialer Schachzug. Seit sechs Wochen rufen die Anwälte der beiden Schauspieler Experten, Wegbegleiter, Ex-Freundinnen, Filmpartner in den Zeugenstand. Vor dem Gerichtssaal jubeln täglich hunderte Fans, das Medienspektakel ist aber mit aus Limousinen winkenden Superstars noch lang nicht zu Ende. Der Prozess "Depp gegen Heard" ist viel mehr, er hat sich losgelöst von echten menschlichen Schicksalen. Er ist ein unterhaltendes Kammerspiel, ein topbesetztes Gerichtsdrama, eine Schlammschlacht auf Groschenroman-Niveau. Auf Fernsehern, Bildschirmen und vor allem auf Mobiltelefonen von Millionen Menschen eifern Clips, Zusammenfassungen, Parodien und Analysen um Aufmerksamkeit.

Auf TikTok wurden Videos unter dem Hashtag "justiceforamberheard", also "Gerechtigkeit für Amber Heard", 55 Millionen Mal aufgerufen. 16,8 Milliarden Mal jene, die "justiceforjohnnydepp" fordern. Zahlen, die die öffentliche Meinung durchaus widerspiegeln. Ihm fliegen die Herzen zu, ihr die Hassnachrichten.

Während sie sich emotional zeigt, kontert Depp Angriffe der gegnerischen Anwälte mit Humor und Selbstironie – ebenfalls ideal für unterhaltende Clips. Wer bei einem solchen Video kurz hängen bleibt, dem zeigt der Algorithmus gleich mehr davon. Dass diese Kurzvideos oft mehr manipulieren als informieren, wird spätestens dann klar, wenn Amber Heards Kurzzeit-Liebe, Tesla-Chef Elon Musk, im Zeugenstand spricht – und das in Wirklichkeit nie stattgefunden hat.

Depp vs. Heard: Schuldig auf TikTok
...Umarmungen von Anwältin Vasquez... Bild: APA/AFP/POOL/BRENDAN SMIALOWSKI

Topbesetztes Gerichtsdrama

Die Besetzung des Dramas sucht ihresgleichen: Supermodel Kate Moss bekennt, dass sie von Johnny Depp in ihrer jahrelangen Beziehung nie Gewalt erfahren hat, Schauspielerin Ellen Barkin erinnert sich hingegen an einen zornigen und kontrollierenden Partner. Heards "Aquaman"-Kollege Jason Momoa nutzt seine Zeit, in der er für Depp aussagt, um mit dessen Anwältin Camille Vasquez zu flirten, einer, die in diesem Prozess zum Star aufgestiegen ist. Wenn Vasquez Depp umarmt und ihm die Hand auf den Unterarm legt, ist eine Botschaft sicher beabsichtigt: Kann so ein Mann ein Frauenschläger sein?

Depp vs. Heard: Schuldig auf TikTok
...Vorwürfe von Ellen Barkin... Bild: APA/AFP/POOL/SHAWN THEW

Denn ja, der Prozess fördert seinen Alkohol- und Drogenmissbrauch zutage. Belastende Textnachrichten und Audiomitschnitte von beiden Seiten. "Halt den Mund, Fettarsch", sagt er in einem, nachdem sie gesagt hat, er solle seine Zigaretten auf jemand anderem ausdämpfen. Es geht um Scheidungsmillionen, die Heard nicht wie behauptet an wohltätige Organisationen gespendet hat. Aber es geht auch um Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch.

Egal, wie das in Bälde erwartete Urteil am Ende lautet: Johnny Depp wird als Sieger aus dem Gerichtssaal gehen, er hat sich in der öffentlichen Meinung rehabilitiert. Amber Heards Stern ist in Hollywood wohl untergegangen. Wer auf jeden Fall verloren hat, sind die, die diesen Gerichtssaal nie betreten haben: Frauen, die unter häuslicher oder sexueller Gewalt leiden. Frauen, denen nicht geglaubt wird und die die Öffentlichkeit jetzt noch mehr fürchten.

Depp vs. Heard: Schuldig auf TikTok
...Richterin Penney Azcarate. Bild: APA/AFP/POOL/JIM WATSON
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Autorin
Julia Evers
Redakteurin Kulinarik, Leben und Gesundheit
Julia Evers

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6  Kommentare
6  Kommentare
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oberoesterreicher (1.075 Kommentare)
am 29.05.2022 12:22

2 Schauspieler im Wettstreit, wer Gewinnt die Millionen.

Es gibt „ Qualitätsmedien“ die schreiben das private Gewinnspiel schon wieder zum klassenkampf Mann gegen Frau hoch….

Danke OöN

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 30.05.2022 16:31

Das Problem - Depp ist ein Psychopat und er versteht es hervorragend sich in der Öffentlichkeit zu verkaufen - als Schauspieler für ihn kein Problem.
Depp hat ja Heard geklagt.
Depp ist garantiert kein Unschuldslamm - eher gehts darum Heard weiter zu unterdrücken und mundtot zu machen.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 29.05.2022 06:13

Bla, bla, bla!

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nichtschonwieder (8.426 Kommentare)
am 28.05.2022 19:20

Wie ich schon sagte - UKR gegen RU ist ein Lercherlschas dagegen.

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supercat (5.317 Kommentare)
am 28.05.2022 21:04

dieser Vergleich ist äußerst geschmacklos 🙈

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 28.05.2022 14:06

Was für ein peinliches und absurdes Schauspiel, bei dem es eigentlich nur um ein paar Million Dollar geht.
Und dafür packen beide Seiten alles aus was man in die Finger kriegt.
Eine Schande.

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