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Dem liberalen Denken uneingeschränkt Raum geben

Von Michael Wruss, 09. September 2019, 00:04 Uhr
Dem liberalen Denken uneingeschränkt Raum geben
Festredner Wolf D. Prix Bild: Alexander Schwarzl

Mit der Festrede von Architekt Wolf D. Prix wurde gestern das 45. Brucknerfest unter dem Motto "Neue Welten" eröffnet.

Von Habichten, Gänsen und der Effizienz der Vereinfachung sprach Festredner Architekt Wolf D. Prix – Gründer und Chef von Coop Himmel(l)au) – gestern zur Eröffnung des 45. Brucknerfests im Brucknerhaus und traf damit den Kern des heurigen Mottos "Neue Welten". Denn es ist jene Suche nach dem Neuen, die Versuch und Irrtum impliziert, die Schlüssel zu einer Gesellschaft sein kann, die Oberflächlichkeit hinter sich lässt und aus sich heraus einen Wandel anstrebt.

Keine Frage, dass die "Friday for Future" Bewegung zitiert wurde, wobei Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die EU angesichts ihren aktuellen Strukturen als nicht "weltpolitikfähig" erachtet, sah es obendrein als zu harmlos an, von Klimawende zu sprechen – eine Wende könne ja auch etwas Gutes bedeuten. Sondern er sehe eine Klimakrise, in der es nicht gilt, das Klima per se zu retten. Sondern uns selbst, die Menschen, die von dieser Katastrophe betroffen seien. So stand das momentane Topthema auch am Beginn des Brucknerfests, für das Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) eine spezielle Linzer Besonderheit feststellte: Dass Industrie und Umweltschutz Bestandteil einer Linzer DNA seien, genauso wie die Kultur, die seit dem Kulturhauptstadtjahr 2009 den genetischen Code der Landeshauptstadt um Internationalität und Selbstbewusstsein erweitert habe. Respekt vor gesellschaftlicher Vielfalt und Zivilcourage seien adäquate Mittel, um öffentliche Räume allen Gruppen der Gesellschaft zu erschließen und Strömungen wie in den Jahren 1933, 1934, 1938 und 1939 im Keim zu ersticken. Dazu gehöre es, dass Traditionen auch bewahrt werden, aber reflektiert gehören und Neuem nicht im Weg stehen dürfen.

Dem liberalen Denken uneingeschränkt Raum geben
Das Landesjugendorchester unter Dirigent Gábor Káli Bild: Alexander Schwarzl

Fremd und ungewohnt

Damit schlug Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) den Bogen zur Musik, denn auch Bruckner, auf dessen innovatorische Symphonik das Motto "Neue Welten" auch abzielt, war ein Grenzgänger zwischen Üblichem und Experimentellen, das ebenso dem Prozess des Versuchs und Irrtums unterworfen ist. Bruckner, der stille, von Selbstzweifel geprägte Avantgardist, der dem Unerhörten, Fremden, Ungewohnten zum Durchbruch verholfen hat. Als ehemaliger Wirtschaftsprofessor hat Van der Bellen nicht unrecht, dass der Markt - so zentral seine wirtschaftliche Bedeutung auch ist - nur selten Garant sei, Leistung noch zu Lebzeiten zu belohnen. Das ist eins zu eins auf Bruckner und die Kulturszene umzulegen. Insofern tat das auch das Landesjugendorchester unter der Leitung von Gábor Káli, der 2018 den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele gewann, indem man den Marsch in d-Moll und drei kurze Orchesterstücke (WAB 96 und 97) musizierte, in denen Bruckner erstmals mit Orchesterklang arbeitete.

Trotz des starken Einflusses seiner Vorbilder kann man zwischen den Zeilen das Neue erahnen. Das Programm des fein musizierenden Orchesters umfasste eine weitere Rarität, nämlich die 1796 komponierte Antwort von Johannes Matthias Sperger auf Joseph Haydns damals schon populäre Abschiedssymphonie. Er dreht in seiner "Ankunftssymphonie" den Spieß um und lässt das Werk mit zwei Soloviolinen beginnen. Zum Schluss der letzte Satz des Haydn’schen Originals.

Dem liberalen Denken uneingeschränkt Raum geben
Die Kinderklangwolke "Der kleine Prinz" begeisterte Jung und Alt. Bild: Winkler

Der Landesjugendschor (Leitung Alexander Koller) und "Voices in Progress" (V.I.P.) wirkten beim Anstimmen der Hymnen mit. Die jungen Sängerinnen und Sänger von V.I.P. präsentierten darüber hinaus unter der Leitung von Stefan Kaltenböck mit "Jägerstätter" von Franzobel und Thomas Mandel Oberösterreichs Beitrag zum 70-Jahr-Jubiläum des nationalen Chorverbands als Uraufführung. Ein beeindruckend beredtes Stück Zeitgeschichte, mit dem die Stimmen dem Brucknerfest jene kritische Note verliehen, die es über die reine Brucknerpflege - bis zum 11. Oktober werden alle Symphonie zu hören sein - braucht. Linz als kulturelle Jubiläumsstadt - zu 45 Jahren Brucknerfest und 10 Jahren Kulturhauptstadt kommen 40 Jahre Ars Electronica dazu -, die Grenzen und Barrieren einreißt, um dem nötigen liberalen Denken uneingeschränkt Raum zu geben.

Die gesamte Festrede von Wolf D. Prix

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Autor
Michael Wruss

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