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Dem Klang der Natur auf der Spur

Von Karin Schütze, 22. Oktober 2021, 00:04 Uhr
Dem Klang der Natur auf der Spur
Manu Delago war 2003 ein Pionier auf dem Hang. Bild: M. Delago

Der Tiroler Percussionist und Handpan-Spieler Manu Delago (37) ist am 26. Oktober mit seinem neuen, 15. Album "Environ Me" im Linzer Posthof.

Es erinnert an zwei zusammengeklappte Bratpfannen: Das Hang wurde im Jahr 2000 von Felix Rohner und Sabina Schärer in der Schweiz erfunden. Als einer der ersten hat sich der Tiroler Percussionist Manu Delago 2003 des neuen melodisch-perkussiven Instruments angenommen.

 

was ist los?: 2003 waren Sie 19 und das Hang war drei Jahre jung. War diese Pionierarbeit für Sie mehr Hürde oder Hilfe?

Manu Delago: Mehr eine Hilfe, eine Tür, die offen stand, um viel Neuland zu betreten. Ich konnte Dinge ausprobieren, musste komponieren. Es hat keine Musik für Hang gegeben. Das Gute war, dass das Instrument nicht kulturell behaftet war. Es war keiner bestimmten Tradition oder Musikrichtung zugeschrieben. Ich konnte ganz viel Verschiedenes ausprobieren, ohne dass gleich Vorurteile da waren. Zuerst habe ich solo improvisiert, dann habe ich viele Bandbesetzungen ausprobiert, mit elektronischer Musik, Orchester, Chor, indischer und isländischer Musik gearbeitet. Es war immer ein schöner Teil der langen Reise, dass das Instrument so neutral ist.

Hat auch die Sehnsucht des Percussionisten nach der Melodie eine Rolle gespielt?

Ich habe damals schon Marimba und Klavier gespielt und als Kind Akkordeon und Gitarre. Was am Hang cool ist, ist, dass Melodie und Rhythmus sehr nah beieinanderliegen und miteinander verschmelzen. Im Bereich von Millimetern verschwimmen perkussive mit sehr weichen, melodischen Klängen. Das hat mich gleich angesprochen.

Ins neue Album "Environ Me" sind viele Laute der Natur eingeflossen, auch Maschinengeräusche. Wo beginnt Musik?

Ich glaube, das ist eine subjektive Einschätzung, je nachdem, welche Hörgewohnheiten man hat. Ich bin beim Kompositionsstudium in London viel mit anderer Musik in Berührung gekommen, die ich vorher nur als Geräusche oder experimentelle Versuche eingeschätzt hätte. Auch in der neuen zeitgenössischen Musik wird viel mit Geräuschen gearbeitet. Je mehr ich mit diesen Dingen in Berührung gekommen bin, desto bereiter ist für mich der Begriff Musik geworden. Bei "Environ Me" habe ich versucht, die Natur, die Umgebung mit der Musik verschmelzen zu lassen.

Auf "Environ Me" klingt eine Hommage an die Natur durch...

Einige Stücke stehen sehr direkt im Zeichen des Klimaschutzes. In "Trees for the Woods" stehen 20 im Wald spielende Kontrabassisten für abgeholzte Bäume. Ich wollte ein Bewusstsein schaffen für unsere Umgebung, wie sie klingt, aber auch dafür, wie sehr wir schon in die Natur eingegriffen haben.

Ihre Liebe zur Natur spiegelt sich auch im vorhergehenden Album und Berg-Film "Parasol Peak" wider. Was macht es mit einem Musiker, wenn die Natur zur Bühne wird?

Ich habe vor "Parasol Peak" drei elektronische Alben gemacht und viel Zeit am Computer verbracht. "Parasol Peak" war ein bewusstes Statement, zu sagen: Wir gehen jetzt in die Natur raus, spielen ohne Strom und nur auf Instrumenten, die wir tragen können. Diese Einschränkung hat mich sehr inspiriert, vor allem für die Percussionwelt. Wir haben auf Steinen, Wasser, Karabinern, Eispickeln gespielt. "Environ Me" ist jetzt ein bisschen eine Zusammenführung von Natur, auch industriellen Maschinen im Zusammenklang mit elektronischem Sound – meine ganze Percussionwelt. Es ist auch geprägt durch das vergangene Jahr, wo viele Leute sehr isoliert waren. Ich war selbst viel alleine spazieren, sowohl in London (seiner Wahlheimat, Anm.) als auch in Tirol. Dabei sind viele Ideen entstanden, und ich habe auch die Zeit genutzt, um Aufnahmen im Freien zu machen, weil es indoor teilweise gar nicht möglich war.

Wer die Berge liebt, liebt meist auch die Stille. Wie ist das bei Ihnen?

Ich brauche immer beide Pole. Ich bin vor 14 Jahren nach London übersiedelt. Ich brauch diesen multikulturellen Teil, aber auch die Stille, die Ruhe. Seit Juni war ich jetzt in den Bergen und habe gemerkt: Es ist alles total schön. Aber irgendwann geht mir die Stadt wieder ab. Ich brauche einen guten Ausgleich.

Auf Ihrer "Recycling Tour" im Mai sind Sie mit Band 1500 Kilometer durch Österreich geradelt. Was haben Sie von dieser Reise für sich mitgenommen?

Es war ein unglaublich intensives Erlebnis. Fünf Wochen Rad fahren, Videos machen. Es war sehr cool zu sehen, dass man etwas verändern kann, wenn man aus den eigenen Gewohnheiten ausbricht. Bezogen auf Klimaschutz stecken wir als Gesellschaft sehr viel in Gewohnheiten fest. Auf dieser Tour haben wir versucht, in unserem Umfeld alles zu hinterfragen: Wie reisen wir, wie essen wir, wie erzeugen wir Strom? Es war möglich, aber es braucht mehr Organisation. Im Endeffekt war es ein super Erlebnis. Wir haben seitdem den Tour-Rider umgestellt auf vegetarische Ernährung für alle Bandmitglieder.

Wohin wird die nächste musikalische Reise gehen?

Jetzt versuche ich das Bühnenleben zu genießen, die kreative Seite arbeitet unbewusst im Hintergrund weiter.

Wie geht es Ihnen nach so langer Zeit wieder auf der Bühne, ist es ungewohnt oder ist man noch hungriger?

Ich habe das gemacht, seit ich 14 bin. Vor Publikum zu spielen ist mir schon abgegangen.

Info: Posthof, 20 Uhr, Karten: 0732/78 18 00, posthof.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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