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Das zauberhafte Suchen und Finden der Liebe

Von Peter Grubmüller, 11. September 2023, 00:04 Uhr
Das zauberhafte Suchen und Finden der Liebe
Pamina (Hanyi Jang, l.), Chor NowaCanto und Papageno (Linus Fischer) Bild: Holnsteiner

Stadttheater Bad Hall: Zum Auftakt des Mozart-Zyklus bejubelte das Publikum die Premiere der "Zauberflöte" im Stehen.

Was für ein anrührender, humorvoller und mitreißender Auftakt des Stadttheaters Bad Hall zu seiner neuen Ära als musikalisches Drei-Sparten-Haus! Bisher hatten hier vor allem selbst produzierte Musicals und Operetten Triumphe gefeiert, am Freitag eröffnete Intendant Thomas Kerbl mit der "Zauberflöte" den auf fünf Jahre angelegten Zyklus mit Mozart-Opern. Zusammen mit Robert Holzer (Leiter Gesang und Musiktheater an der Linzer Bruckneruni) hat Kerbl in einer eigens gegründeten Mozart-Akademie mit mehr als 100 bewerbenden Sängerinnen und Sängern befreundeter Musik-Universitäten aus aller Welt das Ensemble monatelang an das Projekt herangeführt. Nach drei Stunden (mit Pause) applaudierte und jubelte das Publikum im Stehen.

Mit der Zauberflöte können Theatermacher in zwei Richtungen scheitern. Nach oben, indem die liebevolle Märchengeschichte den Mysterienkult der Freimaurer oder als Orpheus-Fortspinnung – anstelle der Lyra erklingt eben die Flöte – strapaziert. Nach unten, sofern sich das zauberhaft Spielerische an diesem Stoff zum Kalauer verkleinert.

In Bad Hall sind inhaltliche Tiefe und leichte Unterhaltung in guter Balance. Regisseur Kerbl gelingt es, eine der wesentlichen Fallhöhen des Werks so plausibel wie unverkrampft einzufädeln: die Annahme, dass die Königin der Nacht (die blendende Paulina Bednarikova) zunächst die Gute sei – und Weisheitstempel-Oberpriester Sarastro (ausdrucksstark: Gabriel Fortunas) der Böse.

"Rückholaktion Pamina"

Die Inszenierung verwandelt diese trügerische Ausgangssituation unaufgesetzt in die Realität der machtbesessenen Koloratur-Herrscherin samt dreigestrichenem f und des gütigen, besonnenen Sonnenkreis-Wächters. Deshalb hat Sarastro Pamina (stark: Hanyi Jang) zu sich holen lassen, er wollte die junge Frau aus dem Einfluss der fiesen Königin befreien. Prinz Tamino (guter Tenor, gewitzt einfältig: Conor Prendiville) wird von der Königin samt Vogelfänger Papageno ausgeschickt, um Pamina zu befreien.

Zur Absicherung der Aktion gibt’s von drei Damen der Königin (beeindruckendes Trio: Michaella Ciprianni, Yingsi He, Sofie Kenda) eine Zauberflöte für Tamino und ein magisches Glockenspiel für Papageno (Linus Fischer, ein komödiantischer, beeindruckender Singspieler). Drei Knaben (die munter aufspielenden Schwestern Katharina, Valerie und Victoria Beyerl) weisen den beiden Verpeilten den Weg. Am Ende wird Liebe wie Weisheit gefunden, und wer sich nach Beziehung gesehnt hat, der bekommt auch eine: Tamino seine Pamina – da kann Monostatos (Tim Lehmann mit Rasta-Frisur und Zylinder) noch so dazwischenfunken – und Papageno seine Papagena (Sophie Leibetseder).

Die Arbeiten von Künstlerin Evelyn Grill definieren die unterschiedlichen Räume des reduzierten Bühnenbilds von abgründig bis zuversichtlich, jeweils in bester Abstimmung mit dem Fantasiereichtum von Susanne Kerbls Kostümen.

Musikalisch macht der in Wien studierende Dirigent Matthias Achleitner bei seinem ersten Opernprojekt mit seinem eigens formierten Ensemble alles richtig. Er forciert die Ouvertüre, ohne zu hudeln. Aus den Instrumentengruppen entwickelt er klare Durchlässigkeit, der Steyrer Chor NowaCanto (Leitung: Michael Nowak) wie das Ensemble folgen ihm vertrauensvoll – und das Glockenspiel spielt er auch noch selbst. Ein beeindruckendes Debüt des 20-jährigen Oberösterreichers. Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) nach der Premiere: "Bad Hall schickt sich an, Oberösterreichs Musik-Hauptstadt zu werden."

Mit der Musical-Premiere "Der kleine Horrorladen" (14. Oktober) setzt Bad Hall seinen Kulturherbst fort. Zweiter Teil des Mozart-Zyklus wird 2024 "Così fan tutte" sein.

Fazit: Hier springt der Funke der Leidenschaft für Mozart und die Oper über. Bad Hall hat das Zeug zum Trampolin für noch unentdeckte Stimmbegabungen.

Stadttheater Bad Hall: "Die Zauberflöte", Oper von W. A. Mozart, Regie: Th. Kerbl, Premiere: 8. 9. Weitere Termine: 15., 16., 17. 9. Infos/Karten: stadttheater-badhall.com

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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