"Das wird sich bis 2030 unmöglich ausgehen"
Barrierefreiheit im ORF: Publikumsrat reagierte gestern skeptisch auf die Pläne des Senders
Mit Skepsis hat der ORF-Publikumsrat gestern auf den Aktionsplan des Senders zum Ausbau des barrierefreien Programms reagiert. Zu gering seien die geplanten Fortschritte und zu wenig habe man relevante Stakeholder eingebunden, befanden Mitglieder des Gremiums. Der designierte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann erklärte, eine Strategie für verstärkte ORF-Präsenz auf Drittplattformen in Auftrag gegeben zu haben.
Steiniger Weg
Der ORF muss sein Angebot bis 2030 barrierefrei gestalten. Der Weg dorthin ist steinig: Von 2009 bis 2020 wurde die Quote bei untertitelten Sendungen von 24 Prozent auf 43 Prozent gesteigert. Betrachtet man ausschließlich ORF 1 und 2, liegt die Quote bei rund 70 Prozent. Bei der akustischen Bildbeschreibung stieg die Quote von 0,4 Prozent im Jahr 2009 auf 4,3 Prozent in 2020. Mit österreichischer Gebärdensprache versehenes Programm steigerte sich in diesem Zeitraum von 123 auf 596 Stunden. Einen Ausbau von Nachrichten in einfacher Sprache sowie barrierefreies Angebot in der ORF-TVthek habe es auch gegeben, so eine hausinterne Studie.
Bis 2024 soll die Untertitel-Quote auf knapp 50 Prozent und das audiodeskribierte Programm von vier auf rund fünf Stunden pro Tag ausgebaut werden. Eine Schwerpunktsetzung soll bei Gebärdensprache für Kinder- oder Infosendungen in enger Abstimmung mit der Community erfolgen.
Die Behinderten-Verbände und -organisationen seien aber nicht sonderlich begeistert vom Aktionsplan gewesen, schilderte Walter Ablinger, der Menschen mit Behinderung im Publikumsrat vertritt. Das gesetzliche Anhörungsrecht für den Publikumsrat in dieser Angelegenheit sei zwar eine "super Sache". Aber wenn die Barrierefreiheit weiterhin in dieser Geschwindigkeit ausgebaut werde, "wird sich das bis 2030 unmöglich ausgehen", so der Doppel-Paralympics-Sieger aus Oberösterreich skeptisch.
Er erinnerte daran, dass rund 1,6 Millionen Österreicher im Alltag eingeschränkt seien, davon 630.000 Personen stark.