Das Theater feiert seinen eigenen Untergang
Wiener Volkstheater: Premiere der grotesken Komödie "Apokalypse Miau" in der Regie von Kay Voges.
Der Wiener Volkstheater-Direktor Kay Voges hielt es im Wahnsinn der Gegenwart für angebracht, das Publikum zu bespaßen. Eine leichte Komödie sollte her, schreiben ließ er sie vom Deutsch-Isländer Kristof Magnusson (mit Gunar Klack). Zur Uraufführung dieser Groteske "Apokalypse Miau" am Donnerstag öffnete sich das Haus wie eine Partyhöhle, in der nicht nur das Theater und dessen ideologische Affektiertheit, sondern gleich die ganze Welt untergeht.
Zuletzt hatte das Volkstheater vier "Nestroy"-Preise abgeräumt, bei dieser von Voges selbst inszenierten Preisverleihungssatire heißt die Auszeichnung "Destroy". Bonnie van Klompp (Evi Kehrstephan) moderiert die geschwätzige Gaudi. Als preiswürdig gelten sieben Stereotype des realen Theateralltags: der altkommunistische Regie-Zampano (Andreas Beck), die emigrierte Diva (Bettina Lieder), der Schamanen-Choreograf (Mario Fuchs), der unbedarfte Sinn- und Talentsucher (sehr witzig: Elias Eilinghoff), die woke Regisseurin (großartig: Anke Zillich), der sexsüchtige Hedonisten-Autor (Christoph Schüchner) und der deutschnational-sexistische Schauspiel-Titan (Uwe Rohbeck).
Parallel zum Fest brechen Vulkane aus, Asteroide krachen auf die Erde und schwarze Löcher breiten sich aus. Am Ende ist alles hin – ach, du lieber Augustin. Leider gefällt Voges die unterhaltsame Klischee-Schleuder so gut, dass er sie mit 165 Minuten um eine halbe Stunde zu lang auswalzt. (pg)
Fazit: Gutes, ausbaufähiges Komödienmaterial, das mit der Länge dieser Fassung nichts an Tiefe gewinnt.