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Das ökonomisierte Kind

Von Peter Grubmüller   12.Juni 2021

Was ist am Familienmodell kaputt, sofern Eltern ihr ahnungsloses Kind bei fragwürdigen Maßregelungen filmen, DVDs produzieren und diese verkaufen? Einfach nur, weil es einen Markt dafür gibt.

In Clemens J. Setz’ vom Landestheater bereits online ausgestrahlten Stück "Vereinte Nationen", das am Donnerstag auf der Studiobühne in der behutsamen Regie von Alexander Julian Meile Premiere hatte, sind Karin (Gunda Schanderer) und Anton (Markus Ransmayr) so ein Paar. Bei Produktion und Verbreitung der fiktiven Privatheit mit Tochter Martina geht ihnen Oscar (Alexander Hetterle) zur Hand. Anton fühlt sich bald nicht wohl bei der Sache, aber Karin spornt ihn an, sich im Sinne der Vergrößerung des Publikums schauspielerisch zu verbessern. Ohne es selbst zu ahnen, wird Martina (Greta Gruber) zum Internet-Star. Der elterliche Missbrauch ist erfolgreich, bald zieht die Familie in ein größeres Haus. Der Preis dafür ist Entfremdung und die Bedrohung, dass Kind samt Vater in der Öffentlichkeit von vermeintlich Pädophilen erkannt werden. Karin fühlt sich von den Männern in einem fort übergangen, aber Oscars Freundin Jessica (Katharina Hofmann) will sich nicht für Karins geplante Befreiung einspannen lassen. Bald sorgt sich Anton mehr um eine flügellahme Hummel als um sein Kind. Über den ins Unterfutter sickernden Abend dampft der Schauer des Möglichen. In den Figuren des starken Ensembles heben sich die Untiefen von Menschen, die sich an der Unschuld eines Kindes nur dann erfreuen, sofern diese zu ökonomisieren ist.

Fazit: Ein in 90 Minuten zupackend gezeichnetes Sittenbild einer Dschungelcamp-Gesellschaft.

"Vereinte Nationen" von C. J. Setz, Regie: A. J. Meile, Landestheater-Studiobühne. Termine bis 8. Juli

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