"Das Liebste wäre mir ein Harem"
TV-Star Harald Schmidt las in Gmunden aus Arthur Schnitzlers Tagebüchern und tauchte in dessen kompliziertes Liebesleben mit den "süßen Mädeln" ein.
Dass die Beziehung von Arthur Schnitzler (1862–1931) zu Frauen im Allgemeinen und den "süßen Mädeln" im Speziellen ein weites Land ist, weiß man aus seinen Theaterstücken. Wie sehr ihn das weibliche Geschlecht aber auch privat an die Grenzen brachte, zeigen seine Tagebücher. TV-Entertainer Harald Schmidt gab mit seiner Lesung im Rahmen der Salzkammergut-Festwochen am Freitagabend im Stadttheater Gmunden Einblicke in das komplexe Liebesleben des vielbegehrten Autors, der zeitweise vier Frauen gleichzeitig liebte. Das brachte ihn an die Grenzen, wie er 1896 notierte: "Das Liebste wäre mir ein Harem." Aber auch Gewissensbisse waren Schnitzler nicht unbekannt: "Ich weiß nicht, warum ich so ein Flegel bin."
Ironisch, heiter, süffisant
Harald Schmidt las die Texte, wie man sie von ihm erwartet: ironisch, heiter, süffisant. Haar und Vollbart schlohweiß, schwarze Brille, dunkler Anzug, braune Schlüpfer – der 64-Jährige spielte mit seiner etwas onkelhaften Ausstrahlung. Gekonnt setzte er seine Pointen. Jeder Tagebucheintrag ein Lacher, der aber mitunter im Hals stecken blieb. Denn Schnitzlers Gedanken waren ehrlich, aber erschreckend: "Sie ist eine wilde, aber für eine Frau verhältnismäßig wahre Natur", schrieb er über eine seiner Gespielinnen. Zu Marie J. fiel ihm ein: "Ihr Äußeres könnte selbst geistreichen Männern gefallen." Sie war übrigens jener "Seitensprung, der meine Liebe (zu Fanny, Anm.) noch mehr entflammte". Mit Jeanette hatte Schnitzler ein zweijähriges Verhältnis und als er es beendete, beging sie einen Suizidversuch und endete als Prostituierte, an der Schnitzler grußlos vorüberging. Solche Passagen ließ Schmidt bei seiner Lesung, die im Rahmen eines Schnitzer-Schwerpunktes von Karin Bergmann, Theater- und Literaturchefin des Festivals, angeregt und von Claudia Kaufmann-Freßner zusammengestellt wurde, unkommentiert.
Als Schnitzlers erstes Kind bei der Geburt starb, wurde der Autor besonnener. 1903 heiratete er dann Olga Gussmann. Sie bekamen zwei Kinder. Als die Ehe nach vielen Krisen 1921 geschieden wurde, war die Trennung nicht einfach – für ihn: "Mir ist", schrieb er 1923, "als wäre es immer wieder ein Tod, immer wieder ein Begräbnis."
Fazit: Ein entwaffnend ehrlicher Abend, bei dem den Zuhörern das Lachen im Hals stecken blieb.
- Nächster Termin des Schnitzler-Schwerpunktes: Brigitte Karner und Peter Simonischek lesen am 13. Juli um 19.30 Uhr im Stadttheater Gmunden "Die kleine Komödie". Infos zu allen Festwochen-Veranstaltungen: festwochen-gmunden.at
Nun so mancher von den großen Dichtern Lyrikern hätte heute mit den neuen Verordnungen viele Probleme 🤣🤣🤣