Das "Grüngeflammte" ist nationales Kulturerbe
Gmundner Keramik: Die Technik des Dekorierens wurde von der UNESCO offiziell aufgenommen
Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich ist seit gestern um einen Eintrag aus Oberösterreich reicher, genauer gesagt aus Gmunden: das "Flammen" der berühmten Keramiken, das die UNESCO-Kommission offiziell aufgenommen hat. Damit gemeint ist das Aufbringen von Mustern auf Keramikteilen, die diesem einen Wiedererkennungswert verleihen. Eine handwerkliche Technik, die der UNESCO-Definition des immateriellen Erbes entspricht: Sie verlangt menschliches Wissen, Können und vielfältige Fertigkeiten.
Erste Funde zu einer weiß-blau gefärbten Keramik aus der Gegend um Gmunden stammen aus 1600. Daraus entwickelte sich die typische Technik des Dekors, das "Geflammte" und das "Gmundnerische Geschirr". Typisch sind Muster in Schleifen, Schlingen, Streifen, Wellen oder Bögen. Das "Grüngeflammte" (ab der zweiten Hälfte des 18. Jh.), wofür die Gmundner Keramik berühmt ist, machen Bänderformen in Grün nach eigener Rezeptur auf weißem Glasurgrund aus. Um die vorwiegend mündlich überlieferte Technik zu erlernen, braucht es zwei Jahre. "Dass dieses alte Handwerk noch heute gepflegt wird, ist ein großes Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gmundner Keramik, denen ich dafür sehr herzlich danke", sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Im November wird im Linzer Schlossmuseum eine Ausstellung die Gmundner Keramik würdigen. Im Lauf des Jahres plant die OÖ. Landes-Kultur-GmbH zudem, eine Akademie der Gmundner Keramik zu gründen.
Ebenso in den Stand des immateriellen Kulturerbes Österreichs wurden gestern das Trockensteinmauern und der Tiroler Brauch des Anklöpfelns erhoben. Letzterer meint die lediglich alle zehn Jahre in Stans stattfindende Darbietung von Liedern, die auf biblischen Vorlagen basieren.
Hintergrund
30 Bräuche und Praktiken aus OÖ zählen zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe Österreichs (u. a. „Steyrer Kripperl“, Dombauhüttenwesen Mariendom Linz, Mollner Maultrommelbau), seit gestern das Flammen der Keramik. In der Sammlung des Landesmuseums befindet sich mit einer Godenschale die weltweit älteste erhaltene Schale in dieser Technik. Hergestellt Anfang des 17. Jh. in Gmunden, in Schwanenstadt 1907 gefunden.
Wer sich für Keramik interessiert, sollte bei einer Reise in die Toskana das Keramikmuseum in Montelupo besuchen, ca. 20 km westlich von Florenz. Dort wurde ab dem 11. Jahrhundert die Keramik für Florenz gefertigt, und die ausgestellte Vielzahl an Keramiken - bis ins 17.Jahrhundert reichen die Funde soweit ich mich erinnere, erinnert oft frappant an unsere Gmundner Keramik.