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Burgtheater-Direktor Martin Kusej: "Eigentlich ist es völlig plemplem!"

22. April 2020, 00:04 Uhr
Burgtheater-Direktor Martin Kusej: "Eigentlich ist es völlig plemplem!"
M. Kusej: „In einem freien, kreativen Prozess kann es keine Limits geben.“ Bild: Reuters

Der Kärntner Martin Kusej (58) erteilt den Auflagen für eine Öffnung des Kulturbetriebs eine Absage.

"An Theaterarbeit, wie ich sie verstehe, ist nicht zu denken", kommentiert Martin Kusej die von der Regierung am Freitag verkündeten Bedingungen, unter denen die Kulturbetriebe ab Mitte Mai öffnen dürfen. Unter diesen Auflagen zu arbeiten sei "völlig plemplem", sagte der Burgtheaterdirektor im Gespräch mit der APA (Austria Presse Agentur).

Einzelproben bereits im Mai, größere Proben im Juni – gleichzeitig aber Gewährleistung von Sicherheitsabständen und 20 Quadratmetern Raum pro Mitwirkendem: Lässt sich unter solchen Bedingungen ein Probenbetrieb aufnehmen?

Martin Kusej: Wir können die Zeit nutzen, um Bauproben nachzuholen und mit Leseproben zu beginnen. Solche Proben sind in der ersten Probenphase sinnvoll – aber damit überbrücken wir im Burgtheater gerade mal ein, zwei Wochen. Ich möchte aber in erster Linie als Theatermacher und Künstler sagen, dass die Situation jenseits des "Machbaren" und irgendwie "Organisierbaren" für mich an die Substanz geht. Die Begegnung mit anderen Menschen ist in unserer Kunst essenziell. Sowohl in der gemeinsamen Erarbeitung als auch in der Präsentation. In einem freien, kreativen Prozess kann es keine Limits geben – man schneidet an der Seele unseres Schaffens herum, wenn man auf der Bühne "Sicherheitsabstand" verordnet. Ich möchte keinesfalls jammern! Aber ich versuche darauf hinzuweisen, dass man nicht alles einfach über Bord werfen kann, was verschiedene Berufe ausmacht.

Falls derartige Bestimmungen auch für Herbst gelten sollen: Lassen sich damit kompatible Vorstellungen überhaupt denken? Wird sich eine Corona-Theaterästhetik herausbilden (müssen)?

Ganz ehrlich: Um Theaterschaffen wieder zu ermöglichen, müssen nötige Auflagen mit dem Kern der Theaterarbeit kompatibel sein. Wenn das in der jetzigen Situation nicht verantwortbar ist, dann muss man das klar aussprechen. Und wenn das bedeutet, dass bis zum Jahreswechsel gar nichts geht, dann werden wir damit umgehen. Aktuell passen wir von Pressekonferenz zu Pressekonferenz unsere Proben- und Spielpläne an neue Situationen an – im Falle eines großen Hauses wie des Burgtheaters sind das immer hunderte Künstler, deren Verfügbarkeit neu abgefragt werden muss. Genauso fast verzweifelt denken wir darüber nach, wie im Herbst Inszenierungen mit den bestehenden Corona-Auflagen aussehen könnten. Das wäre ungewöhnlich und eine völlig andere Form von Theater. Und eigentlich ist es völlig plemplem! Aber wir haben einen Kulturauftrag, dem wir nachkommen wollen. Unter den aktuellen Auflagen wird das allerdings schwierig, ohne die Substanz des Theaters anzugreifen.

Welche Restriktionen lassen sich auf Zuschauerseite denken? Ist eine behördliche Beschränkung der Sitzplatzkapazitäten durchführbar?

Natürlich ist vieles denkbar – wenn es behördliche Vorgaben gibt, werden wir sie umsetzen.

Wie lässt sich in der derzeitigen Situation ein Spielplan für 2020/21 erstellen? Kann man darauf Rücksicht nehmen, dass gegen Anfang der Saison weniger personalintensive Stücke angesetzt werden?

Die Planung für 2020/21 steht bereits, wir haben feste Verabredungen mit Künstlerinnen und Künstlern getroffen. Natürlich scheinen aus der jetzigen Perspektive die Chancen einer Realisierung für kleinere Besetzungen höher zu sein als für große Ensemble-Inszenierungen. Aber das ebenfalls nur, wenn Vorproben ab Mitte August unter anderen, sinnvollen Bedingungen stattfinden können. Und wir wollen uns doch nicht wirklich vorstellen, unsere geplanten Projekte alle durch Monologe ersetzen zu müssen!

Wann und wie wird das Burgtheater voraussichtlich seinen Spielplan vorstellen?

Wir wollen trotz allem daran festhalten, unsere Pläne für 2020/21 Ende Mai vorzustellen. Dass diese auch in den kommenden Monaten immer wieder durchkreuzt werden können, muss uns allen bewusst sein.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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hannes_gadermair (2 Kommentare)
am 23.04.2020 08:32

das ewige Gejammere der Theater-Leute... wo bleibt jetzt die Kreativität der kulturellen Elite des Landes,... oder sind sie doch nicht so kreativ und künstlerisch begabt wie sie immer behaupten,??? - Zur Zeit muss jeder schaun, wie er über die Runden kommt, Ideen sind gefragt, lieber Herr Kusej, nicht nur dick verdienen...

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jack_candy (7.829 Kommentare)
am 24.04.2020 11:19

Was für ein Blödsinn!

Sie outen sich damit als kompletter Kulturbanause. Die dämliche Frage nach der Kreativität ist zynisch und bösartig, sonst nichts.

"Dick verdienen" - das kann vielleicht ein Prozent (wahrscheinlich weniger) aller Beschäftigten im Kulturbetrieb.

Jeder einzelne Selbstständige - von Künstlern bis zu Technikern, Bühnenbildnern, Veranstaltern, Klubbetreiber - hat seit Mitte März kein Einkommen mehr und wird vermutlich noch wenigstens ein halbes Jahr (im schlimmsten Fall noch länger) keines haben.
Und ob die Zuschauer sofort wieder in die Veranstaltungen gehen, wenn die Verordnungen endlich beendet sind, ist auch eine Frage.

Ein Leben ohne Kultur ist kein Leben, sondern nur Überleben.

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