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Buchtipp: Roman "Noir", allerfeinst verblödelt

Von Klaus Buttinger, 19. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Roman "Noir", allerfeinst verblödelt
So könnte es gewesen sein: gestellte Szene im UFO-Museum Roswell, USA. Bild: Archiv

Christopher Moore schreibt in seiner Krimi-Groteske wie Raymond Chandler auf Magic Mushrooms. Selten, dass ein Schriftsteller Humor und Spannung auf derart brillante Weise verbinden kann, meint Klaus Buttinger.

Den "Film noir", die dunkle Spielart des Kriminalfilms aus den 1930er- und 40er-Jahren, kennt man aus Frankreich, doch auch die Amerikaner verfügen über dieses Genre, das man als "hardboiled" bezeichnet. Raymond Chandler ("Tote schlafen fest", "Frau ohne Gewissen") heißt der bekannteste US-Autor, der diesen Stil pflegte. Der Inhalt lässt sich so eindampfen: Detektiv und/oder Underdog trifft Femme fatale und betritt ein Land voll Gewalt und Intrige. Humphrey Bogart, schau oba!

Einen "Krimi noir" auf Komödie umzustricken, scheint per se ein Ding der Unmöglichkeit; und doch schafft das einer: Christopher Moore, höchst erfolgreicher Schriftsteller aus San Francisco, verbindet in seinem jüngsten Roman die Antagonisten geradezu fabelhaft.

Zuerst geht noch alles seinen Gang. Dem hinkenden Kellner Sammy "Two Toes" erscheint eines Tages im Jahr 1946 an der Theke der Bar eine umwerfende Blondine: schön, cool, klug, trinkfest. Doch schon ihr Name verweist auf das satirische Abseits des Romans: Stilton, wie der intensiv schmeckende Blauschimmelkäse aus England. Langsam nimmt der Plot Fahrt auf. Es betreten die Bühne: ein General mit der Sehnsucht, von der Oberklasse anerkannt zu werden, ein korrupter Polizist, der in einer Opiumhöhle zwischengelagert wird, ein Barbesitzer, der von einer Schwarzen Mamba gebissen wird, die Giftschlange selbst (als Co-Autor), seltsame Chinesen, Damen des horizontalen Gewerbes, "Men in black" und ein Alien, das – wo sonst? – in Roswell notgelandet ist.

Durch dieses immer größer werdende Chaos steuert Christopher Moore mit sicherer Sprache. Er hält sich am Erzählduktus der "Noir-Thriller" fest, ohne allzu flapsig zu werden. In trockenen, ironisch-sarkastischen Dialogen führt er durch einen überzeugenden Plot, dem es an Spannung nicht mangelt.

Bibelfester Beobachter

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der US-Schriftsteller Moore in die "funny fiction" wagt. Es sei an seinen Bestseller "Die Bibel nach Biff" erinnert, in dem er die Jugendjahre eines gewissen Jesus von Nazareth erzählt, die in der ernsthaften Überlieferung (vielleicht aus gutem Grund) fehlen. Unerreicht die Szene, in der der spätere Heiland an einer toten Eidechse das Lazarus-Wunder übt.

Der ehemalige Journalist Christopher Moore schreibt sich ohne Berührungsängste durch die Genres; vielleicht eine Folge seiner illustren Vita. Er arbeitete als Dachdecker, Fotograf und Versicherungsvertreter, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Längst haben seine Bücher in den USA Kultstatus, in Europa gibt’s noch Luft nach oben, was deren Verbreitung betrifft.

Bei aller willkommenen Komik nimmt Moore seine Sache höchst ernst. Profunde Recherchen führen in die Ausnahme-Arbeitswelt der Kriegs- und Nachkriegsjahre in der Werftstadt San Francisco. Er schildert fast wie nebenbei den damalige Alltagsrassismus in den USA und den paranoiden Antikommunismus von FBI-Gründer J. Edgar Hoover. Fazit: eine unkonventionelle, köstliche Melange.

 

Christopher Moore, "Noir": Goldmann Verlag, 413 S., 17,50 Euro

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