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Brucknertage: Zurück zu den Wurzeln

Von Michael Wruss   20.August 2019

Ein Künstler muss Visionen haben, um Neues zu schaffen, muss seiner Zeit im Denken und Fühlen voraus sein, damit aus diesen Träumen auch Klanggebilde von ungeahnter Kraft entstehen können. So ging Bruckner an seine 2. Symphonie heran, die heuer im Zentrum der Brucknertage steht, die am Sonntag mit einem außergewöhnlichen Konzertabend eröffnet wurden. Diese 2. Symphonie sollte alles in den Schatten stellen und mit mehr als 2000 Takten in ganz neue Dimensionen vordringen.

Doch wie so oft stellte das Neue eine von lethargischer Tradition gegängelte Öffentlichkeit auf die Probe. Also blieb Bruckner nichts anderes übrig, als zu kürzen und sich der Konvention anzubiedern. Seinen ursprünglichen Traum hatte er nie gehört, die von William Carragan erstellte Urfassung wird am Freitag in St. Florian zur Diskussion gestellt.

Tiefe musikalische Einblicke

Bei der Eröffnung im Marmorsaal stand die meistgespielte Fassung von 1877 auf dem Programm, allerdings in einer Version für zwei Klaviere von Karl Grunsky und als akustische "Kulisse" für das Tanzensemble der Anton-Bruckner-Privatuniversität. Das mag zunächst abwertend klingen, ist doch eine Symphonie grundsätzlich keine musiktheatralische Form und bedarf weitgehend keiner Erläuterung. Doch in der klanglichen Reduktion, die wie beim Sezieren eines Organismus tiefe Einblicke in die Struktur erlaubt und den großräumigen Pausen, den oft starren Wiederholungen und den stilistischen "Brüchen" noch deutlicher Raum und Zeit verleiht, ergänzt die von Rose Breuss erdachte Choreographie das Fehlende und eröffnet – zwar durchaus von der Musik immer wieder ablenkend – neue Zugänge. Zugänge, die keine Geschichte im eigentlichen Sinn erzählen, sondern in der Bewegung auf die musikalische Faktur reagieren und diese in beredte Gesten transformieren. Das Ensemble begeisterte dabei mit konzentriert bestechender Präzision, gekonntem Interagieren zwischen Musik, Ausdruck, Mimik sowie körperlicher Impulsivität und überzeugte mit einer höchst beeindruckenden Gesamtleistung.

Orchesterdenken am Klavier

Diese boten auch Till Alexander Körber und Oleksandr Popow, denen die nicht immer leichte Aufgabe des klangfarblich orchestralen Denkens am Klavier zufiel, das sie aber brillant meisterten. Warum man anders entschieden hat und die drei "Antworten auf Bruckner" nicht wie vom Komponisten Ralph Mothwurf geplant und ursprünglich konzipiert zwischen den einzelnen Sätzen quasi als zeitgenössischen Kommentar erklingen ließ, sondern erst nach der Ballettperformance als Anhängsel uraufführte, ist unerklärlich, denn diese drei Stücke nutzen die Klangfarbe des Klaviers perfekt und verarbeiten subtil und höchst gekonnt Material aus Bruckners 2. Symphonie. Die Kombination wäre wesentlich beeindruckender gewesen.

Fazit: Stimmiger und das Publikum restlos begeisternder Auftakt der Brucknertage in St. Florian.

Brucknertage-Termin

  • 20.8. Orgelnacht, St. Florian, Stiftsbasilika. 19.30 Uhr
  • 21.8. Eggner Trio & Matthias Schorn, Augustiner Chorherrenstift, 19.30 Uhr
  • 23.8. Symposion zu Bruckners „Zweiter“, 14 Uhr
  • 23.8. Altomonte Orchester unter Rémy Ballot spielt Bruckners „Sinfonie Nr. 2 c-Moll“, Stiftsbasilika, 19.30 Uhr
  • 24.8. CD-Präsentation von Matthias Giesen, Stift, 19.30
  • 25.8. Frühschoppen, Gasthof Wimmer, 10 Uhr
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25. April 2024