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"Brexit ist fast eine Religion geworden"

Von Karin Schütze, 29. Jänner 2020, 00:04 Uhr
"Brexit ist fast eine Religion geworden"
Benjamin Appl Bild: lars borges

LINZ/LONDON. Bariton Benjamin Appl (37) spürt heute im Linzer Brucknerhaus in Liedern dem Begriff "Heimat" nach. Der Regensburger lebt seit zehn Jahren in London, wo man des Brexits harrt.

"Der größte Verlust durch den Brexit ist, dass ein ganzes Land gespalten ist", blickt Bariton Benjamin Appl dem 31. Jänner entgegen. Der Regensburger lebt seit zehn Jahren als freischaffender Sänger in London, wo "die Stimmung anders als im Rest des Landes" sei. "London hat für den Verbleib in der europäischen Union gestimmt. Trotzdem haben sich ganze Familien oder Arbeitskollegen zerstritten. ,Brexit‘ ist fast eine Religion geworden, man kann mit Argumenten nicht mehr argumentieren. Es ist Propaganda", schildert er die Stimmung. Er selbst hat mittlerweile beide Staatsbürgerschaften. Doch: "Einige englische Kollegen haben große Bedenken, ob man ein Visum braucht, um in Europa zu konzertieren. Ob manche Veranstalter dann mehr europäische Künstler nehmen, um weniger Bürokram und Reisekosten zu haben", erzählt der 37-Jährige im OÖN-Gespräch.

Auch studierter Betriebswirt

Nach London geführt hat den ehemaligen Regensburger Domspatz 2010 ein Aufbaustudium an der "Guildhall School of Music and Drama", um sein Englisch zu verbessern – für eine Laufbahn als Bänker. Denn Benjamin Appl hatte damals nicht nur sein Gesangsstudium in München mit Auszeichnung abgeschlossen, sondern auch Betriebswirtschaft und bereits einen Werkvertrag in einer Bank. "Ich war mir nicht sicher, ob ich aus dem Koffer leben möchte. Also habe ich eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht. Das hat mir Spaß gemacht, und ich habe Wirtschaft studiert."

Doch es sollte anders kommen für den letzten Schüler des 2012 verstorbenen Dietrich Fischer-Dieskau. Statt in der Bank fand er seine Heimat auf der Opern- und Konzertbühne.

"50 Prozent Liederabende, 30 Prozent Orchesterlieder und Oratorien, 20 Prozent Oper", umschreibt er sein Repertoire. "Ich finde, dass Oper und Lied einander sehr bereichern können", wobei man ihn von zweiterem abriet. "Viele Lehrer sagten mir, vom Liedgesang allein könne man nicht leben", erinnert er sich an warnende Worte zu einer Gattung, die es immer schwerer in Konzertsälen hat, zumindest hierzulande. "In London hat das Lied einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Nirgends weltweit gibt es so viele Liederabende wie in der Wigmore Hall." Weshalb?

"Dazu gibt es viele Meinungen. Fischer-Dieskau hat mir erzählt, dass bei seinen Liederabenden in New York viele jüdische Migranten in den ersten Reihen saßen, die vor oder im Zweiten Weltkrieg ausgewandert waren, und mit ihm zum Text Lippenbewegungen gemacht haben. Vielleicht wurden auch in England Menschen in Liederabenden an ihre alte Heimat erinnert, wodurch diese Tradition entstanden ist." "Heimat" ist auch seinem heutigen Liederabend im Brucknerhaus als Motto eingeschrieben. Mit dem Pianisten James Baillieu widmet er sich Schubert, Brahms, aber auch von ihrer Heimat Verstoßenen, wie Alma Mahler-Werfel und Adolf Strauss, der 1944 im KZ-Auschwitz starb. "Heimat" war auch der Titel seines CD-Debüts 2016 bei Sony Classical, dem drei weitere Alben mit einem Telemann-Oratorium, Brahms-Liedern und Bach-Arien folgten.

Wie man dem Lied auch bei uns zu mehr Gehör verhelfen könnte? "Veranstalter haben Angst, Liederabende zu planen, weil die Leute fehlen. Planen sie einen, kommen die Leute nicht. Ich glaube, dass man trotzdem regelmäßig Liederabende veranstalten muss, um ein Stammpublikum aufzubauen. Da muss man vielleicht als Veranstalter einen längeren Atem haben. Darum ist es schön, dass das Brucknerhaus eine eigene Liederabend-Reihe im Programm hat."

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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