Birgit Minichmayrs Turmspringen der Gefühle
Die Burgtheater-Schauspielerin triumphierte mit Dorothy Parkers b’soffenen G’schichten der oberen Zehntausend in Bad Schallerbach
Nein, besser ist ein Abend mit Texten der scharfzüngigen New Yorker Trinker- und Geistesgröße Dorothy Parker (1893–1967) nicht auf die Bühne zu klatschen. Was Burgtheater-Rückkehrerin Birgit Minichmayr am Mittwoch zusammen mit den kolossalen Pianisten Chris Hopkins und Bernd Lhotzky im Europasaal beim Bad Schallerbacher Musiksommer behutsam aufgespürt, veredelt und formvollendet hingerotzt hat, entfaltete sich zum Turmspringen der Gefühle.
Mit jeder Textsequenz wächst die große Minichmayr, aber sie bahnt die Atmosphäre nicht lange an, sondern schnappt sich das Publikum – ach, sie reißt es an sich – mit der Erzählung „Ein Arrangement in Schwarz und Weiß“: Eine Dame der abgehobenen Gesellschaft führt ihre Aufgeschlossenheit spazieren, weil sie den schwarzen Gesangsstar Walter Williams vorgestellt bekommen möchte. Und wie sich Minichmayr in die von Parker ausgeheckte Rassisten-Hexe verwandelt, wie sie die Nuancen ihrer angerauchten Stimme temperiert, wie sie im Wechselspiel mit den Jazz-Standards der 20er- und 30er-Jahre flirtet – all das pumpt den Abend ungekünstelt zu einer Rhythmusmesse der Schauspielkunst auf. Es sind die Beziehungskatastrophen der abgebrühten Society, die Langeweile-Phasen der oberen Zehntausend, die Armutsgefühle der Superreichen, denen an diesem Abend unbarmherzig aufgelauert wird. Und wenn Parker einst eine Frau vor Augen hatte, als sie ihren köstlichen Monolog über die irrsinnig Verknallte wie verknallte Irre schrieb, die den Anruf ihres Liebsten vergeblich erwartet, dann hat ihr Minichmayr die Gestalt dazu verpasst. Die aus Pasching stammende Schauspielerin schleicht sich stufenlos in alle emotionalen Zustände der um das Telefonat Winselnden. Von der Kindfrau über die mordlustige Furie bis zur von Liebe Besoffenen – und wieder zurück.
Es sind allesamt Geschichten über die Einsamkeit der in die Beliebtheit Verliebten. Mit zwei Liedern stellt sich Minichmayr überdies als bluesige Herzöffnerin heraus, und man fragt sich: Warum nicht ein ganzes Programm mit Songs? Na, weil auch kaum eine so gut wie sie den Verfall des besoffenen Weibsstücks hinbringt, das im Laufe kleiner Scotch-Shots in der entlarvenden Hausmeister-Philosophie von Parkers Figuren zerfließt. Glücklich ist, wer diese viel zu kurzen zweidreiviertel Stunden noch irgendwann und irgendwo vor sich hat.
Fazit: Birgit Minichmayr ist mit Chris Hopkins und Bernd Lhotzky an den Klavieren eine Dorothy-Parker-Oper gelungen. Musiktheater und Schauspiel in inniger Umarmung.
Birgit Minichmayr ist einsame Klasse!!!!!!!!!!!!!!!!
Ja. Ich stehe auf die Frau. Sie ist so wunderbar wandelbar!
Birgit Minichmayrs
i woas ned ,a bissl arrogant kommt sie mir vor .
genau so wie die Jelinek
aber jede/r sein Urteil 😉😉