Biennale: Widerstand im Messerrosengarten
Der Beitrag Österreichs zur heurigen 58. Biennale von Venedig im zeitlosen Pavillon in den "Giardini" bietet eine Premiere, die längst überfällig war: Es ist die erste Einzelposition einer Künstlerin – Renate Bertlmann.
Die Arbeit von Bertlmann unter dem Titel "discordo ergo sum" (ich widerspreche, also bin ich) ist auf den ersten Blick hoch ästhetisch, beim genauen Hinsehen offenbart sich aber auch die Gefahr in Form von Messern.
Ein poetischer Messerrosengarten, der den Widerspruch von Schönheit und Schmerz, Zorn und Zärtlichkeit spiegelt, so die Künstlerin. Die Installation einer Armee von Messerrosen enthüllt sich erst vollständig durch ihre Schattenwerfung – ein bewusst herbeigeführtes Paradoxon.
Körperbetonte Radikalität
Schatten und die damit einhergehende Bewegung sind fundamentaler Inhalt dieser Arbeit von Bertlmann. Mit ihrem Lebensmotto "amo ergo sum" signiert die Künstlerin quasi den Pavillon und benützt die Schauseite als Leinwand. Im Inneren des Pavillons wird eine Dokumentation des Lebenswerks von Bertlmann gezeigt, die ab 2020 im Oberen Belvedere zu sehen sein wird. Während ihres Studiums an der Wiener Kunstuniversität verstörte Bertlmann die männlichen Professoren mit der oft körperbetonten Radikalität ihrer Arbeiten. Die späte Anerkennung ihrer Tätigkeit sieht die Künstlerin als Initialzündung für die künftige Bespielung des österreichischen Pavillons.
Der Biennale, seit 1895 auch ein Tummelplatz für Diskriminierung, Sexismus und Exklusion, wie die Felicitas Thun-Hohenstein, Kuratorin des österreichischen Pavillons anmerkte, stände es gut zu Gesicht, wenn heuer den Goldenen Löwen eine feministische Position, von denen es einige sehr hochwertige in der aktuellen Ausstellung gibt, erhalten würde.
Info: Die Biennale findet bis zum 24. November statt.