Beim Teekränzchen spielte die Königin auf
Gelungener Orgel-Nachmittag im Brucknerhaus.
Diesmal lud das Brucknerhaus in Sachen Orgel am Sonntagnachmittag nicht nur zum Teekränzchen, sondern ließ die Königin der Instrumente selbst zum Tanz aufspielen. Royaler Tanzmeister war Bernhard Prammer. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert, wo vermehrt große Orgeln in Konzertsälen aufgestellt wurden, hat sich das fast ausschließlich sakrale Repertoire erweitert und tritt auch das unterhaltende Element dazu.
Und so hat das Rieseninstrument gelernt, auch leichtfüßig einherzutrippeln, ja sich gelenkig im Tango- und Rumbaschritt zu bewegen, wie es Johann Matthias Michel mit seinen Tänzen für Orgelpedal vorexerziert. Hier werden tatsächlich die Beine des Organisten zum Tanzen gebracht. Wolfgang Sieber geht noch weiter und erfindet mit den "Seven Ethnic-Toccatas" eine neue Gattung, deren Nummer 6 "Lovely" über den Waliser Volkswalzer "Min Schatz isch ke Zocker" Bernhard Prammer mit geschliffenem Schwyzerdütsch intonierte.
Freizügig und furchteinflößend
Nicht minder freizügig und doch wesentlich strenger in Form und Charakter Anton Heillers Tanz-Toccata aus dem Jahr 1970. Als Totentanz bekommt sie ein sakrales Gewand, was Guy Bovet im dritten seiner "Trois préludes hambourgeois" furchteinflößend gestaltet. Das bekannteste Werk des Orgelnachmittags stand gleich zu Beginn auf dem Programm, nämlich die "Suite gothique" von Léon Boëllmann, die ganz bewusst mit mittelalterlichen Idiomen spielt und mit einer prächtigen und virtuosen Toccata schließt. (wruss)
Fazit: Ein fein zusammengestelltes Ballett, das Bernhard Prammer meisterlich in Szene setzte.
Brucknerhaus: Orgelmusik zur Teatime mit Bernhard Prammer, 16.2.