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Bei diesen kulturellen Nahversorgern wird das Lesen großgeschrieben

Von Julia Evers   05.April 2019

"Noch nie in der Geschichte des Buches wurden so viele Neuerscheinungen auf den Markt geworfen. In dieser Fülle ist natürlich auch viel Schmarrn dabei." Der, der das sagt, muss es wissen, widmet er sein Leben doch seit zwanzig Jahren den Büchern. Jetzt ist Michael Neudorfer mit seiner Buchhandlung Neudorfer in Vöcklabruck als eine von fünf Buchhandlungen mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis ausgezeichnet worden. Vergeben wird der Preis vom Bundeskanzleramt und dem Hauptverband des Buchhandels gemeinsam, dotiert ist er jeweils mit 10.000 Euro.

In seinem Geschäft stellt Neudorfer die Beratung und das Hinleiten zu qualitätsvoller Lektüre an die erste Stelle. "Wir haben sogar unsere Bücher so sortiert, dass der Kunde nicht finden wird, was er sucht – er braucht einen Ansprechpartner und damit das persönliche Gespräch", sagt er.

Bei diesen kulturellen Nahversorgern wird das Lesen großgeschrieben
Michael Neudorfer, Buchhandlung Neudorfer in Vöcklabruck

Michael Neudorfer, Buchhandlung Neudorfer in Vöcklabruck (Bild: Kovacs)

Gegenpol zum Online-Handel

Mit seiner Buchhandlung, die er immer so führt, dass er "selbst gerne Stammkunde dort wäre", will er überhaupt einen "Gegenpol zum Online-Handel darstellen". Anstatt stapelweise Neuerscheinungen finden die Kunden bei ihm vor allem Standardwerke. "Wir pflegen unsere Lieblingsautoren, allen voran die aus der Kinderbuch-Abteilung." Denn Erich Kästners "Emil und die Detektive", Astrid Lindgrens Pippi und Mira Lobes "Kleines Ich-bin-ich" werden zwar von Eltern und Großeltern immer noch gerne gekauft – die jüngere Generation bricht aber spätestens mit dem 14. Geburtstag als Leser weg. "Die Zukunftsaussichten sind nicht allzu rosig, wenn sich nicht bald was ändert in der Generation der Teenager. Ab 14 kommt das Buch als Freizeitgestaltung nicht vor. Wenn ein Kind bei einem Buch zum Wischen anfängt, rennt schon viel schief", sagt Neudorfer.

Sabine Weißensteiner leitet seit 2012 die Buchhandlung Fürstelberger an der Linzer Landstraße nach dem Motto "Tradition trifft Moderne". Ihr ist der persönliche Kontakt in allen Ausprägungen das größte Anliegen: "Wir legen Wert auf Kundenbindung. Bei uns gibt es keine Sterne-Bewertung, sondern jemanden, der sich hinstellt, ,Das Buch ist genial’ sagt und dann erklärt, warum."

Auch sie hält Teenager für eine Zielgruppe, um die sich Buchhandlungen besonders bemühen müssen. Aber: "Normalerweise werden die, die als Kinder wahnsinnig viel gelesen haben, Mitte zwanzig wieder zu Lesern", sagt Weißensteiner. Die Linzerin bemerkt jetzt schon eine Trendumkehr im Kundenverhalten: "Viele, die früher sehr E-Book-affin waren, kehren zum haptischen Erlebnis zurück. Es gibt kaum mehr einen Job, wo man nicht ohnehin den ganzen Tag von digitalen Medien umgeben ist, da will man das nicht am Abend auch noch." Außerdem achtet sie darauf, mit Sortiment und Lesungen vor allem österreichische Literatur zu fördern. "Durch die Flut an Übersetzungen vergisst man manchmal, wie wichtig das Regionale ist. Wir haben grandiose österreichische Autorinnen und Autoren, wir können aus dem Vollen schöpfen."

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