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Beheimatet in der Fremde

Von Christian Schacherreiter, 04. November 2019, 00:04 Uhr
Beheimatet in der Fremde
Am 20. Dezember wird Scholl die Auszeichnung (7500 Euro) überreicht. Bild: Marko Lipus

Literatur: Sabine Scholl wird mit dem Kulturpreis des Landes ausgezeichnet.

Sabine Scholl gehört in Oberösterreich nicht zu den bekanntesten Autorennamen. Das liegt hauptsächlich daran, dass die 1959 in Grieskirchen geborene Autorin ihre erstaunliche Produktivität ziemlich oft fern der Heimat ausübte, dass sie unter anderem in den USA, in Portugal und am Literaturinstitut Leipzig Literatur und Schreiben lehrte und seit einigen Jahren in Berlin lebt. Scholl studierte in den Achtzigern in Wien Germanistik, Geschichte und Theaterwissenschaft. Ihre Dissertation über Unica Zürn war ihre erste größere Veröffentlichung.

Aufgelöste Raumgrenzen

Die Breite und Tiefe von Sabine Scholls intellektueller und literarischer Arbeit spiegelt sich in einer facettenreichen Publikations- und Aktivitätenliste. Scholls erster Sammelband mit Erzählungen, "Fette Rose", erschien 1991. Regelmäßig veröffentlichte sie Aufsätze und Essays zu Literatur und Kultur, die zum Teil auch in Buchform gesammelt vorliegen, zum Beispiel "Die Welt als Ausland" (1999). Fremdes und Neues, das zwiespältige Erlebnis aufgelöster Raumgrenzen und Bindungen sind Hauptthemen unserer Zeit, die Scholl immer wieder in unterschiedlichen Formen gestaltete. Die Bücher "Sehnsucht Manhattan" und "Sprachlos in Japan" sind hervorragende Reiseliteratur.

Darüber hinaus war Sabine Scholl an verschiedenen Projekten beteiligt. Sie referierte über Literatur im Internet, traditionelle Mutterbilder, künftige Familienkonzepte und realisierte gemeinsam mit Lydia Mischkulnig das dreibändige Buchprojekt "Böhmische Bibel". Sie war an "Absolut Homer" beteiligt, einem Gemeinschaftsprojekt zur Neuschreibung der "Odyssee", und präsentierte 2002 gemeinsam mit dem Komponisten Karl Heinz Essl in New York einen Überblick über die österreichische Avantgarde seit der Wiener Gruppe.

Als Romanautorin debütierte Scholl 1993 ("Haut an Haut"). Seither sind sechs weitere Romane erschienen, wobei die Poetik von Scholls Prosatexten alles andere als einheitlich ist. Ein nicht nur thematisch spannender, sondern auch formal kühner Roman trägt den Titel "Die geheimen Aufzeichnungen Marinas" (2000). Marina war eine Aztekenfrau, die als Übersetzerin für Fernando Cortez arbeitete, ein Kind mit ihm hatte und wohl auch als Vermittlerin zwischen den Eroberern und der Bevölkerung wirkte. Lange Zeit galt Marina in der mexikanischen Überlieferung als Verräterin am eigenen Land, erst die feministische Geschichtsschreibung zeichnete ein differenziertes Bild dieser Frau.

Anspruchsvolle Kriminalromane

Mit "Giftige Kleider" (2010) und "Tödliche Tulpen" (2011) wagte sich Scholl auf das heikle Feld des literarisch anspruchsvollen Kriminalromans. Das zentrale Thema in ihrem jüngsten, formal komplexen Roman "Das Gesetz des Dschungels" (2018) ist die Schwierigkeit familiärer Bindung in unserer Zeit, in der sich Menschen, die ursprünglich zu einer Familie gehörten, weit über den Planeten verstreuen, ihre Identitäten neu verorten – und letztlich doch immer wieder in irgendeiner Weise Beheimatung suchen.

Die OÖN stellen in dieser Reihe alle Kulturpreisträger des Landes vor.

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Autor
Christian Schacherreiter
Christian Schacherrreiter
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