AVEC: "Ein bisschen Hoffnung in diesen verrückten Zeiten"
"Lass dich nicht von der Angst kontrollieren", singt AVEC mit dieser zarten, doch so ausdrucksstarken Stimme in "Heavy On My Mind", einem zentralen Song ihres fantastischen neuen Albums "Homesick". Wenn dich die Last des Alltags erdrückt, die verdammte Depression an die Oberfläche will, sich alles um die ständig greifbare Angst dreht – dieses emotionale Gemisch hat die junge Vöcklabrucker Songwriterin in einem vierminütigen Pop-Song verdichtet. "Psychische Gesundheit ist eine wichtige Thematik, die aber leider immer noch stark tabuisiert ist ", sagt die 25-Jährige im OÖN-Gespräch. Der Titel ihrer dritten Platte sei eine Anspielung auf die Wichtigkeit, in solchen Momenten persönlicher Krise einen Rückzugsort zu haben, einen sicheren Platz in unsicheren Zeiten. Ein Wunsch, der sich in Corona-Zeiten noch zusätzlich mit Bedeutung auflädt. AVEC: "Das Timing der Platte ist tatsächlich schräg. Aber vielleicht kann ich ja mit meiner Musik ein bisschen Hoffnung und Freude in diesen verrückten Zeiten verbreiten."
Leichtfüßige, verspielte Songs
Freude macht "Homesick", das die "Amadeus"-Gewinnerin erstmals selbst produziert hat, in der Tat eine Menge. Obwohl die in einem urigen Studio in Regau aufgenommenen zehn neuen Stücke (plus zwei Live-Songs) schmerzhafte Trennungen, zerbrochene Freundschaften und mentales Auf und Ab verhandeln, klingen diese so leichtfüßig und verspielt wie noch nie. Flotte Bläsersätze, 80er-Synthiespuren, funkige Elemente, dazu immer wieder eine präsente E-Gitarre – den fast kammermusikartigen Folkpop der ersten beiden Alben hat AVEC ordentlich aufpoliert. Eine Übung, die bei vielschichtigen, dabei aber niemals überladenen Songs wie "Dance Solo", "Mona", "Homesick For A Day" oder dem erwähnten "Heavy On My Mind" besonders gut funktioniert hat.
Bis die Fans die neuen AVEC-Songs auch live genießen können, wird es aber noch dauern. Die Release-Tour musste verschoben werden. Geplant ist der Start derzeit am 4. Juli mit einem Auftritt im Stadttheater Gmunden. Zwei musikalische "Trostpflaster" kann die Songwriterin aber anbieten. Als erste österreicherische Künstlerin durfte AVEC eine exklusive Live-Session für den schwedischen Streaming-Giganten Spotify aufnehmen. "Ein wunderschöner Abend und eine Riesenehre für mich", so die 25-Jährige. Der Mitschnitt wird in den kommenden Wochen exklusiv bei Spotify abrufbar sein. Auch bei der am 21. April anlaufenden ORF1-Sendung "Live im SK1" mit Benny Hörtnagl wird AVEC mit von der Partie sein – an der Seite von Größen wie Rainhard Fendrich oder Seiler & Speer.
CD-Tipp: AVEC "Homesick" (Earcandy Recordings (Rough Trade, ab sofort erhältlich)