Aus der Unterwelt in den bunten Luftballon-Regen
Tanztage im Posthof: "Dialog in Blau" vereint drei Arbeiten von Raphael Miro Holzer.
Sein erstes Heimspiel nach Jahren in Spanien führte den Wiener Choreografen Raphael Miro Holzer am Donnerstag in den Linzer Posthof. Mit "Dialog in Blau" zeigte der ehemalige Bruckneruni-Student zwei Österreich-Premieren und eine Uraufführung: Letztere – "remember to fall in love" – spürt der Liebe und dem Tod nach. Die Geräusche von Regen und Wind samt Nebel auf der Bühne stimmen auf ein zunächst düsteres Szenario ein, das in eine Art Unterwelt führt. Schattenwesen gleiten fremdbestimmt wie auf Schienen dahin. Jede, jeden begleitet an einer Schnur ein schwarzer Luftballon, dem das sparsame Licht – zufällig oder gewollt – Augenpaare verleiht: Ein gespenstisches Szenario, das sehnsuchts- oder hoffnungsvoll der Liebe weicht, wenn sich zum Spiritual "Motherless Child" tanzende Paare aneinanderschmiegen.
Zum kurzen, auch humorvollen Pas de deux lädt "Blaupause": Monoton gestrenge barocke Tanzschritte treffen auf zeitgenössische, akrobatische Freiheit, die totale Erschöpfung des einen auf den unermüdlichen Eifer der anderen im getanzten Hamsterrad.
Preisgekrönt in Spanien wurde "desire de paragüas" (Wunsch nach einem Regenschirm). Ein szenischer Reigen, in dem die sieben Tanzenden ihr vielseitiges Können zeigen, wobei es bunte Luftballons regnet. Langer Beifall für drei ganz verschiedene Stücke, famos getanzt von Tura Gómez Coll, Kristina Streckova, Marcin Denkiewicz, Nikola Majtanova, Shuting Wang, Yousin Song und Valeria Chavez Chong. Langer Applaus. (kasch)
- Fazit: Ein abwechslungsreicher und gekonnt getanzter Abend in poetischen Bildern; posthof.at/tanztage