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Aus den Augen, aber niemals aus dem Sinn

Von Silvia Nagl   09.November 2019

Berauscht, bezaubert und berührt verlässt man das Kino nach diesem Film über eine ungewöhnliche Liebesgeschichte: jene von Leonard Cohen und Marianne Ihlen. Die Norwegerin lebte in den 1960ern mit ihrem Sohn Axel auf der griechischen Insel Hydra, wo einige Künstler Inspiration, Freiheit und Liebe suchten. Leonard Cohen, damals noch Autor, kam aus Montreal auf die Insel, um in Ruhe schreiben zu können. Als die beiden einander sehen, ist es sofort um sie geschehen. Sie werden ein Paar: er, der introvertierte Kreative, und sie, seine fürsorgliche Muse …

"Er hat mir wehgetan. Es hat mich zerstört", wird sie einige Jahre später über diese Beziehung sagen. 2016 liest ein Freund von Marianne ihr am Sterbebett einen Brief von Leonard vor: "Ich bin nur ein Stück hinter dir, nahe genug, deine Hand zu nehmen", schrieb der damals ebenfalls bereits dem Tod entgegenblickende Musiker. "Gute Reise, meine Freundin. Wir sehen uns am Ende des Weges." Wer in diesem Moment die Tränen zurückhalten kann, der muss ein Herz aus Stein haben. Drei Monate später, am 7. November 2016, stirbt Leonard.

Regisseur Nick Broomfield, der ebenfalls eine Liaison mit Marianne hatte, hat dem Liebespaar ein filmisches Porträt gewidmet: berührend, aber nicht rührselig. Er hat Fotos und Filmaufnahmen gesucht und gefunden, ergänzt durch Originalmaterial: Mitschnitte von Konzerten und Aufnahmen von Backstage-Blödeleien und Besäufnissen. Freunde und Wegbegleiter – und auch die beiden selbst – kommen zu Wort.

"So long, Marianne"

Leonard hat für sie den Song "So long, Marianne" geschrieben. Marianne sagt, das 1967 entstandene Lied sei nicht als Abschied gedacht, sondern hätte ursprünglich "Come on, Marianne" gelautet. Auch wenn die beiden sich dann aus den Augen verloren haben, gab es immer wieder Berührungspunkte.

1970 beim Festival auf der britischen Isle of Wight fragt Leonard mehrmals ins Publikum: "Marianne? Bist du hier?", denn immer wieder schickt er ihr Karten für seine Konzerte.

Der Weg der beiden wird nachgezeichnet, wobei der Fokus mehr auf Leonard liegt, denn von ihm gibt es naturgemäß mehr Filmmaterial.

Die Reise geht von der freien Liebe auf Hydra Anfang der 60er Jahre über seinen ersten öffentlichen Auftritt mit der Sängerin Judy Collins 1967, die dem vom Lampenfieber geschüttelten Leonard hilft, seine "Suzanne " erstmals auf der Bühne zu singen. Bis hin zu den erfolgreichen Jahren und Tourneen mit Drogen, Alkohol, vielen Frauen – und depressiven Phasen. Ausgelassen werden auch nicht seine Jahre im Kloster, das finanzielle Debakel und der erfolgreiche Neustart ab 2009.

Für Cohen-Fans und für alle, die an die Liebe glauben, ein Muss!

"Marianne & Leonard – Words of Love", USA 2019, 100 Min.

OÖN Bewertung:

 

Der Trailer zum Film:

copyright  2024
16. April 2024