Anton Bruckner als Mensch und Musiker in Einklang gebracht
Ab morgen erforscht ein Kino-Dokumentarfilm die Persönlichkeit des großen Komponisten sowie alle seine Sinfonien.
Es war eine Möglichkeit, von der Reiner Eberhard Moritz, Regisseur des ab morgen im Linzer Moviemento laufenden Kinofilms "Anton Bruckner", nicht mehr glaubte, dass sie ihm noch gegeben sein würde. Von 2017 bis 2019 spielte Stardirigent Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern Anton Bruckners (1824–1896) Sinfonien in der Stiftsbasilika von St. Florian.
Die Firma Telmondis, mit der Moritz seit Langem befreundet ist, produziete die Filmaufnahmen. Da sah der heute 82-Jährige seine Chance gekommen, Bruckner mit einer Filmbiografie zu würdigen, zu deren Herzstück er dessen große Werke, von der Ersten bis zur unvollendeten Neunten, machen könnte – "aus einem Guss", ohne bankrott zu gehen. "Meistens kosten Musikaufnahmen mit Weltrechten pro Minute bis 4000 Euro, in Hollywood bis 10.000 Dollar. Das lohnt sich nicht. Deshalb sind viele Dokumentarfilme in diesem Sektor auch so mager. Viele Sprecher, wenig Musik", sagt Moritz.
Mager ist seine Regiearbeit auf keinen Fall. In reichen 98 Minuten bettet der in München lebende Filmemacher aus Hannover all das ein, was das Herz eines Bruckner-Interessierten begehren kann.
Moritz baute dafür auf jene, die im weitesten Sinne als Nachfolger des Pädagogen, Organisten und Chormeisters der 1845 gegründeten Linzer Singakademie verstanden werden können. So erzählen im Film etwa der Wiener Organist Martin Haselböck, in dem Moritz Bruckners indirekten Nachfolger als Hoforganist sieht, Bernhard Prammer, Organist an der Brucknerorgel (Alter Dom zu Linz), und Alexander Koller, aktueller Leiter der Singakademie. Große Konstante neben der skizzierten musikalischen Evolution ist Bruckner-Biografin Elisabeth Maier.
"In der deutschen Presse wurde moniert, dass ich berühmte Bruckner-Experten wie Christian Thielemann nicht interviewt habe. Das war natürlich Absicht. Die können über seine Stücke sprechen, aber nichts Biografisches beitragen, nichts, was die Persönlichkeit vermittelt." Das ist gerade die Stärke des Werkes, das den "Musikanten Gottes" so nahbar erscheinen lässt. Als Menschen, den die Ablehnung eines seiner wenigen ernst gemeinten Heiratsanträge und die bevorstehende Versetzung an den Wiener Hof 1867 so stark erschütterten, dass er Zählzwänge entwickelte. Linz’ Bischof Rudigier veranlasste eine Kur in Bad Kreuzen.
Interviews mit Gergiev und Kent Nagano, die Bruckners Musikalität in Hinblick auf Spiritualität und Räumlichkeit einordnen, runden den Film ab. Nagano stellte sich ohne jede Allüre in den Dienst dieser Sache. "Andere haben erst gefragt, ob Gergiev länger im Bild sei."
Moritz ist von Bruckner begeistert, seitdem er ein Bub war. Sein Klavierlehrer durfte damals dessen Vierte dirigieren. "Ich war bei jeder Probe mit der Partitur dabei."
"Anton Bruckner": ab 1. 10. im Moviemento Linz, moviemento.at