Als ein Künstler wegen Aktbildern verurteilt wurde
Es ist erst 58 Jahre her, dass in Österreich ein Künstler in einer Berufungsverhandlung in Wien "zu einem Monat strengen Arrest auf Bewährung" verurteilt und sein Werk konfisziert wurde.
Im Prozess in Linz war der Steirer Erich Ruprecht (auf dem Foto im Jahr 1996) noch vom Verdacht, sittliche und moralische Grenzen überschritten zu haben, freigesprochen worden.
Vorwurf der Pornografie
Was war passiert? Engelbert Kliemstein (1934–1961), Inhaber einer privaten Galerie in der Linzer Ottensheimer Straße, zeigte 1960 im Hof Landstraße 21 etwa 100 Werke Ruprechts, darunter Frauenakte, unter anderem in Frontalansicht. Nach einer Beschwerde beschlagnahmte eine gerichtliche Kommission zwölf Bilder, Künstler und Galerist wurden nach §1 des Pornografiegesetzes angezeigt.
Dieser Vorfall, der die Frage behandelt, wie weit künstlerische Freiheit reichen darf, ist Gegenstand der von der OÖ Landes-Kultur GmbH herausgegebenen Dokumentation "Der Fall Ruprecht".
Die Publikation, die für künstlerische Freiheit als schützenswertes Gut sensibilisieren soll, behandelt auch die Geschichte der Bilder, die für "verfallen" erklärt wurden und mehr als 30 Jahre lang verloren galten. Erst als der frühere Kulturdirektor der Stadt Linz, Siegbert Janko, nach ihnen suchen hatte lassen, wurden sie 2000 an den heute 89-jährigen Ruprecht zurückgegeben.
Die Dokumentation (Idee und Umsetzung Paul Fischnaller, Umfang 287 Seiten) ist um 20 Euro auf www.ooekultur.at erhältlich
Das kommt wieder.