Wie Menschen zwei Mal Opfer werden
Wahrscheinlich durch Rechtsbruch kam die „Krone“ zum Foto toter Flüchtlinge. Sie ist wieder ein Fall für den Presserat.
170 Anzeigen gegen die "Krone" landeten bis Montagmittag auf dem Schreibtisch von Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Österreichischen Presserates. So viele Beschwerden gab es noch nie.
Bei allen ging es um das Foto toter, zusammengepresster Körper auf der Ladefläche des Flüchtlings-Lkws in Parndorf. Das Boulevardblatt hatte es am Freitag ohne Rücksicht auf den Opferschutz abgedruckt – wodurch die Toten zum zweiten Mal Opfer wurden.
Die "Krone" versuchte ihre abstoßende Verfehlung zu rechtfertigen: Das Foto zeige "die Dramatik des Todeskampfes von Männern und Frauen ohne Sauerstoff".
Lust an der Sensation
Presserats-Mitglied Andreas Koller dagegen nannte die Veröffentlichung "unentschuldbar. Es ist inakzeptabel, Flüchtlinge nach ihrem grausamen Tod aus purer Lust an der Sensation im Zeitungsboulevard zur Schau zu stellen."
Heute wird der zuständige Senat des Presserates ein Verfahren einleiten. Das ist bei der "Krone" nicht selten. Im Vorjahr wurden bei heimischen Medien insgesamt 35 Verstöße gegen den Ehrenkodex der Presse festgestellt – 16 Mal betraf es die "Krone", elf Mal "Österreich" und fünf Mal "Heute."
Die Hauptübeltäter sind ausgerechnet jene drei Blätter, die von der öffentlichen Hand (Regierung, staatsnahe Betriebe) mit Abstand die meisten Inserate bekommen.
Matthias Karmasin, Universitätsprofessor und Fachmann für Medienethik, verweist auf drei Punkte, die das "Krone"-Bild so skandalös machen. "Erstens: Wie ist man zum Foto gekommen? Der Beschaffungsvorgang dürfte problematisch sein."
Laut Polizei wurde das Bild von einem Beamten gemacht und möglicherweise von einem anderen weitergegeben. Das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung wird nun versuchen, den "Krone"-Komplizen zu enttarnen.
Karmasin weiter: "Bei der Veröffentlichung muss man das mögliche Interesse des Publikums und die Menschenwürde abwägen. Die Flüchtlinge wurden ermordet – da hat der Opferschutz Vorrang."
Schockbilder sind möglich
Auf Facebook und Twitter wird nun debattiert, ob man in schrecklichen Zeiten nicht auch schreckliche Bilder zeigen müsse. ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary etwa meint, die im Netz kursierenden Fotos von Kindern, die auf der Flucht im Meer ertranken, seien "pietät- und geschmacklos, aber unsere Zeiten sind es auch". Es habe doch "etwas Unehrliches, die Politik nicht zu ändern, die zu diesen Tragödien führt".
Ja, ein Medium kann Schockbilder zeigen, wenn es ein Aufklärungsinteresse hat und legal zu ihnen kam. Die "Krone", bekannt für reißerische Aufmachung, kam durch Rechtsbruch zum Foto.
Besonders absurd: Das Firmenlogo auf dem Lkw wurde verpixelt – die Toten wurden gezeigt.
Ich bin auch dagegen, dass derartige Fotos gebracht werden, weil es nicht notwendig ist.
Wenn R. Kotanko hier so tut, als wären nur die Boulevard-Zeitungen Krone, Heute und Österreich die "Bösen", dann sei er daran erinnert, dass die O.Ö. Nachrichten z.B. Fotos von einem vom Stier aufgespiessten Torero online gestellt haben. Da hat Kotanko aber nicht geheult, soweit ich weiss.
Zudem weiss Redakteur Kotanko ganz genau, dass Journalisten sehr oft über "Rechtsbrüche" von Beamten bzw. öffentlich Bediensteten zu ihren Infos kommen, egal ob Fotos oder Wort-Dokumente, denn das Amtsgeheimnis und die Amtsverschwiegenheit schützen oft auch jene, die etwas ausgefressen haben. In manchen Fällen ist es deshalb sogar gut, wenn Amtsträger entgegen der Gesetze Infos an die Medien weitergeben, damit Sauereien aufgeklärt werden können, die sonst unter den Tisch fallen. Hier so zu tun, als wäre es immer ganz schlimm, auf nicht ganz legale Weise zu Infos zu kommen, ist nachgerade lächerlich.
Hier zu vergessen, dass auch die O.Ö. Nachrichten manchmal nur dadurch zu interessanten Infos kommen, indem ein Amtsträger die Geheimhaltung ignoriert, somit die Gesetze bricht, ist heuchlerisch, Herr Redakteur Kotanko!
Nur zum Beispiel: Woher haben die O.Ö. Nachrichten vertrauliche und geheime Infos aus dem Kontrollamt der Stadt Linz bekommen, wenn sie immer wieder aus diversen (geheimen) Kontrollamtsberichten zitieren?
Woher und wie haben die O.Ö. Nachrichten ihre Infos über die SWAP-Gemeinden in O.Ö. bekommen, die sie veröffentlicht haben?
Es darf vermutet werden, dass bei der Weitergabe dieser Infos an die Nachrichten von Amtsträgern Amtsgeheimnisse verraten wurden bzw. die Amtsverschwiegenheit nicht beachtet wurde, oder?
Weshalb wehklagen Sie über diese "nicht ganz legalen" Info-Beschaffungen nicht, Herr Redakteur Kotanko, die ihre eigene Zeitung betreffen?
hetztdiegleiter -
Das ist Ansichtssache.
Den Gleitern jedenfalls sollten keine Hetzer zugemutet werden.
Auch du nicht!!!
Die heuchlerische Empörung der Blattlschreiber über das Foto ist trotz der Grausamkeit zum Lachen, da es sie nicht abhält zu beschreiben was die Toten auf dem Foto vorher durchmachten, natürlich nur zum Zitieren was verächtlich ist. Es erinnert doch sehr an den hungrigen Juden, der das verbotene Schweinerne in all seinen Varianten von gepöckelt bis gebraten beschreibt.
auch hiesiges blattl zeigte uns des öfteren ganze fotostrecken von unfällen, mit teilweise nahaufnahmen schwer verletzter opfer.
conclusio: ebenso verabscheuungswürdig --> hoch²...
auch die hiesiges blattl, zeigte uns des öfteren ganze fotostrecken von unfällen mit teilweise nahaufnahmen schwer verletzter opfer.
conclusio: ebenso verabscheuungswürdig --> hoch²...
die OOEN schlaman, weils keine gescheiten fotos auftrieben ham.
DIE KRONE IST HALT DAS (OBER)OESTERREICHISCHE LEITMEDIUM + ka wuerstel.blattl wie die OOEN !
Das Zeigen des Bildes passt zur reisserischen Aufmachung von Boulevardmedien wie der Krone oder Bild.
Ich persönlich finde es aber trotzdem keineswegs anstössig, man hat keine Details wie Gesichter erkennen können.
Ich bin der Meinung, dass dem Medienkonsumenten auch die brutale Wahrheit zugemutet werden kann oder gar soll.