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"Wer geduldig ist, hat einfach mehr vom Leben"

Von Claudia Riedler   05.März 2014

In einer Schulklasse sitzen die Kinder vor je zwei Säckchen Gummibärli, eines davon ist geöffnet. Sie bekommen folgende Aufgabe: Wer möchte, kann das geöffnete Packerl essen. Wer es aber schafft, nichts davon zu naschen, darf am Ende der Stunde beide Packerl mitnehmen. Die Nascher müssen das zweite Säckchen zurückgeben.

Welches Kind kann sich beherrschen? Und wie wirkt sich das auf das spätere Leben aus? Der Wirtschaftsforscher Matthias Sutter ist diesen Fragen nachgegangen und hat ein Buch zum Thema geschrieben: "Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent" (ecowin-Verlag). Mit den OÖNachrichten sprach er über verschiedene Studien zum Thema, Vererbung von Geduld und die Rolle der Eltern.

OÖNachrichten: In welchen Lebensbereichen bringt einen die Tugend der Geduld weiter?

Sutter: In allen. Menschen, die schon als Kind die Fähigkeit hatten, geduldig zu warten, sind im Erwachsenenleben laut verschiedensten Studien: besser gebildet, haben ein höheres Einkommen, geringere gesundheitliche Probleme, werden seltener abhängig, sind weniger kriminell und seltener Alleinerzieherinnen – und leben länger.

Sind Sie eigentlich geduldig?

Nicht in jeder Beziehung. Aber ich kann schon hartnäckig an Dingen arbeiten.

Ist Geduld angeboren?

Dazu gibt es ein aktuelles Forschungsprojekt über die genetische Prädisposition für Geduld. Auf das Ergebnis müssen wir noch warten. Sicher ist aber, dass das Elternhaus eine wichtige Rolle spielt.

Was können Eltern für die Geduld der Kinder tun?

Wenn ich meiner Tochter sage, dass sie anstatt zu spielen lieber lernen soll, um gute Noten zu bekommen und ihr dafür ein Geschenk zum Zeugnis verspreche – und wenn es dann so weit ist, mich nicht mehr an das Geschenk erinnern kann, wird dieser Anreiz nie wieder funktionieren. Bei Entscheidungen für die Zukunft sind Verlässlichkeit, Planbarkeit und Vertrauen ganz wichtig. Das gilt auch für das frühkindliche Umfeld.

Kann man sich Geduld später aneignen?

Dazu braucht es einen Anstoß oder Anreiz von außen, um sich eine gute Eigenschaft anzugewöhnen.

Wird man vielleicht automatisch geduldiger, je älter man wird?

Das ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Es gibt aber in der Kindheit einen Anstieg in den ersten zehn Lebensjahren - da steigt die Geduld. Zwischen zehn und 20 und auch später ist kein Unterschied mehr festzustellen. Was man aber sehen kann, dass das Ausmaß der Geduld zwischen Eltern und Kindern zusammenhängt. Geduldige Eltern haben ausdauernde Kinder.

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28. März 2024