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Wenn Fantasie und Verstand aus den Noten sprießen

Von Michael Wruss   01.August 2017

Es ist eigentlich nichts Neues und doch immer wieder überraschend, wie es Michi Gaigg mit ihrem L’Orfeo Barockorchester gelingt, scheinbar längst bekannte Musik auf erfrischende Art und Weise so erklingen zu lassen, dass man beinahe dazu gezwungen wird, die Ohren zu spitzen. So auch bei der traditionellen Sonntagsmatinee in der Stiftskirche Waldhausen im Rahmen der Donaufestwochen Strudengau, wo diesmal Joseph Haydn im Zentrum stand. Schon die Einleitung zu dessen letzter Symphonie, der sogenannten "Londoner", ließ aufhorchen und markierte den Beginn eines außergewöhnlichen Konzerts, in dem die Musik zwar nicht gegen den Strich gebürstet, aber die Tradition gehörig hinterfragt wurde.

Da geht es nicht nur um zügige Tempi, um historische Instrumente, um einen schärferen Klang, sondern um das Verstehen und Deuten der emotionalen Aussage und das Zusammensetzen der vielen kleinen Puzzlesteine zu einem faszinierenden Ganzen. Aber nicht nur Haydns Symphonie erklang so in frischem Klangbild, sondern auch das wenige Jahre zuvor entstandene Oboenkonzert von Antonio Rosetti, das Carin van Heerden mit glasklarem Ton und mit viel Gespür für den Stil dieser Zeit interpretierte.

Was schon bei Haydn gefiel, kam im Solokonzert noch mehr zum Vorschein: das Spiel mit Klangfarben. Da gibt es keine Phrase, die ins Leere dümpelt, da bekommt alles Bedeutung und somit sein musikalisches Ziel. Auf dieser Zielgeraden raste auch Matthias Bartolomey am Beginn des zweiten Teils ins Finale von Haydns C-Dur-Cellokonzert, das man nur selten derart virtuos, sauber und dennoch von größter Leidenschaft beseelt hört. Aus dem oft zahm gespielten Werk wurde eine mitreißende Botschaft voller Spielwitz. Michi Gaigg ließ das Orchester nicht bloß begleiten, sondern das solistische Geschehen aktiv mitgestalten.

Schubert zum Abschluss

Den Abschluss machte Schuberts 3. Symphonie, die einerseits direkt bei Haydn anzuknüpfen scheint und andererseits die neue italienische Musik des gerade erst in Wien bekannt gewordenen Rossini in sich aufsaugt. Vielleicht hätte dem Finale ein etwas zurückhaltenderes Tempo gut getan, denn in der Kirche ging so der von Schubert perfekt geplante tumultuöse Höhepunkt ein wenig im Echo unter. Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau, das – und das wissen wir Oberösterreicher zu selten zu schätzen – auch international seinesgleichen suchen muss.

Donaufestwochen: Konzert mit dem L’Orfeo Barockorchester, 30.7.

OÖN Bewertung:

 

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