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Was die Menschen von den Tieren unterscheidet, ist Geld

Von Peter Grubmüller, 27. Februar 2017, 00:04 Uhr
Was die Menschen von den Tieren unterscheidet, ist Geld
Die Party der Banken muss auch jemand bezahlen. Bild: Brachwitz

Kammerspiele: Großer Applaus für die Inszenierung des Linzer Finanzskandals "Swap – Wem gehört die Stadt?"

Das Wohltuende am Dokumentartheater ist, dass es sich nicht um Objektivität schert. Es sucht sich keinen komfortablen Mittelweg, sondern es bildet ab, was seine Macher eingesammelt haben. Im Fall der Landestheater-Inszenierung "Swap – Wem gehört die Stadt?" ergießt sich über das Publikum dieses vor zehn Jahren zwischen der Stadt Linz und der Bawag abgeschlossene Finanzgeschäft, das den Steuerzahler 500 Millionen Euro kosten könnte. Am Samstag fand in den Linzer Kammerspielen die euphorisch beklatschte Premiere statt.

Anders als die Stadt Linz spekuliert Regisseur und Dokumentartheater-Haudegen Hans-Werner Kroesinger nicht. Er richtete die aus Protokollen, Zeitungsberichten und Interviews aufbereitete Textfassung von Regine Dura ein, gab ihr einen dramatischen Bogen und ließ sie mit der Bildsprache von Bühnenbildner Rob Moonen ins Unterfutter einsickern.

Die vor Witz strotzende Inszenierung befördert vom Start weg eine aufrüttelnde Unbehaglichkeit, als Gunda Schanderer den revuehaften Reigen mit der These der US-Schriftstellerin Gertrude Stein eröffnet: "Was die Menschen von den Tieren unterscheidet, ist Geld." Schanderer und ihre Schauspiel-Kollegen Björn Büchner, Jan Nikolaus Cerha, Corinna Mühle, Angela Waidmann, Gunda Schanderer, Sebastian Hufschmidt und Anna Rieser klären zunächst die Verhältnisse: Sie entlarven den Selbstverrat der 1912 gegründeten "Arbeiterbank", die ihr Leitbild zum Wohl der schuftenden Klasse einlöste, bis zur Umbenennung in Bawag und dem Verlust ihrer sozialer Verantwortung.

"Money, Money, Money"

Da wird im Rausch des Erfolgs die Polonaise getanzt, Schauspiel-Musikchef Nebojsa Krulanovic zaubert aus seinem Klavier grandiose Habgier-Metaphern und verfremdet unter vielen Gassenhauern den Abba-Hit "Money, Money, Money" zur düsteren Elegie.

Die Schauspieler verwachsen zu einem Kraftwerk, das durch den Geldfluss haarsträubender Bankpraktiken gleichermaßen Sog und Energie erzeugt. 2007 hat die Bawag dann auch die Stadt Linz auf Basis des jahrelangen Vertrauens für den Swap gewonnen – aber bald begegnet man einander vor Gericht. Die Flöttls und die Nowotnys bekommen genauso ihre protokollierte Stimme, wie Ex-Bürgermeister Dobusch und der ehemalige Linzer Finanzchef Penn. Das Schauspiel erschöpft sich in der Chronologie der Auseinandersetzung. Nicht einmal die unfassbar kuriose Realität vor Gericht vermeidet, dass der Zweieinhalb-Stunden-Abend (mit Pause) um 20 Minuten zu lang wird. Aber jedem im Publikum ist die Überforderung von Stadt und Bank mit einem Mal plausibel, genauso wie die Verantwortungslosigkeit auf beiden Seiten.

Politisch relevantes Theater, das weder Schuldige noch Opfer sucht. Bloß ein riesiges Kartenhaus steht auf der Bühne. Es ist allen über den Kopf gewachsen.

Dokumentartheater: "Swap – Wem gehört die Stadt?", Inszenierung: Hans-Werner Kroesinger, Premiere: 25. Februar, Linzer Kammerspiele, Termine: 3., 7., 9., 17., 30. März; 6., 13., 21. April; 3. Mai, Karten-Tel: 0800 218 000.

OÖN Bewertung:

 

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 27.02.2017 07:51

ein durch und durch gelungenes stück.
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am schluss geht man - das lachen bleibt im hals stecken, die nachdenklichkeit überwiegt ob so viel unvermögen und kaltschnäuzigkeit der beteiligten personen.
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eigentlich müsste ja hartlauer die ganze veranstaltung sponsern, ließ ihm doch die bawag 700 mio schilling (50mio euronen) schulden nach.....
absolut sehenswert!

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