Virtuoses von Beethoven, Ravel und Liszt mit technischer Bravour
Der koreanische Pianist Won Kim überzeugte mit Virtuosität, nicht aber mit Emotionalität bei seiner Matinee im Brucknerhaus.
Unter dem Motto "Virtuoses von Beethoven, Ravel und Liszt" gastierte der koreanische Pianist Won Kim beim Brucknerfest. Stupende Virtuosität stand dabei auch klar im Vordergrund: eine technische Beherrschung des Instruments, die ihresgleichen sucht.
Die größten Herausforderungen der Klavierliteratur legt Won Kim mühelos hin, an Tempo, Rasanz und Treffsicherheit ist dies schwer zu überbieten. Von diesen Gesichtspunkten her gesehen spricht man bei diesem Pianisten zweifelsohne von herausragenden Fertigkeiten. Doch ist dies in Summe nicht befriedigend, wenn etwa in Beethovens "Les Adieux" dem "Abschiedsmotiv" und seinen Entwicklungen im Andante espressivo die durchlebte Emotionalität fehlt.
Oder wenn in Ravels "Gaspard de la nuit" der Meernixe Ondine der betörende Ton abhanden kommt und das Galgenszenario "Le gibet" zu schnell gespielt wird, sodass die dem Stück eigene qualvolle Monotonie sich nicht breit machen kann. Bei Liszts Transkriptionen von Schubert-Liedern hätte es viele Gelegenheiten zum gesanglichen Spiel gegeben; doch auch hier überbot sich das Virtuosentum selbst und ließ keinen Raum für ausdifferenzierte Dynamik und an das Original erinnernde Kantilenen. In Liszts "Après une Lecture du Dante" nicht der Verführung inhaltslosen Passagenwerkes zu verfallen, ist eine Grundsatzentscheidung – Won Kims Focus lag auf übersteigerter technischer Bravour.
Brucknerfest: Matinee Won Kim, Brucknerhaus, 25. 9.
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