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Universum-Filmer Michael Schlamberger im OÖN-Interview

Von Bernhard Lichtenberger   23.November 2010

OÖN: „Der smaragdene Fluss“, „Ol’ Man River – Mächtiger Mississippi“ und jetzt „Sambesi – Der donnernde Fluss“: Warum ziehen Sie Flüsse an?

Schlamberger: Ich habe mit Unterwasserfotografie und -film begonnen, also immer eine große Affinität zu Gewässern gehabt. Flüsse sind das Zentrum von Leben in einer großen Landschaft, für Menschen und für Tiere. Der Fluss ist eine natürliche Reise, im Fall des Sambesi durch einen großen Teil des südlichen Afrika. Er bildet einen roten Faden für den Film.

OÖN: Was brachte Sie ausgerechnet auf den Sambesi?

Schlamberger: Die Tatsache, dass er zwar ein riesengroßer Fluss ist, aber – abgesehen von den Victoriafällen – doch relativ unbekannt. Der Oberlauf ist schwer zugänglich, ohne touristische Infrastruktur. Neuland ist auch das Delta, da Mosambik politisch lange sehr gelitten hat. Von dort gibt es kaum Aufnahmen. Es ist das absolute Kontrastprogramm zum Mississippi, an dem es kaum naturbelassene Stellen gibt.

OÖN: Kann man ein Projekt mit 240 Drehtagen finanzieren?

Schlamberger: Im Vergleich zu irgendwelchen Shows ist es komplett billiges Programm. Für das, was die Fernsehanstalten bereit sind zu zahlen, ist es der oberste Bereich.

OÖN: Ihr einschneidendstes Erlebnis am Sambesi?

Schlamberger: Das war, zu erleben, wie sich der Fluss zwischen Trocken- und Regenzeit wandelt, wie goldgelbe Grassteppen unter eineinhalb Meter Wasser verschwinden, und dort, wo Büffel, Zebras und Gnus weideten, dann Krokodile, Fische und Nilpferde sind.

OÖN: Was macht eine exzellente Natur-Dokumentation aus?

Schlamberger: Der Ansatz ist, Dinge, die man zu kennen glaubt, unter neuem Blickwinkel zu zeigen und Neues, noch nicht Gesehenes zu bringen.

OÖN: Welchen Blick werfen Sie auf die Donau, die Sie für den nächsten Zweiteiler filmen?

Schlamberger: Der Arbeitstitel ist „Unsere Donau“, wobei wir in die Zukunft schauen wollen, wie sich der Donauraum in der Natur entwickelt. Da sehen wir nicht nur Zerstörung und Staustufen, sondern jenen Fluss mit den weltweit meisten Nationalparks. Der Anteil an Auwaldfläche hat wieder zugenommen. Die Zukunft der Donau liegt darin, dass sie als wertvolles Naturgebiet auch kommerziell genutzt werden wird.

OÖN: Sie sind promovierter Mediziner, der es bis in den Turnus geschafft hat. Warum war Ihnen dann die Kamera näher als das Skalpell?

Schlamberger: Ich habe beide Welten erlebt und bin von der Sucht, in neue Ecken der Welt reisen zu können, nicht mehr losgekommen. Und ich konnte mir nicht vorstellen, mein ganzes Leben lang ins gleiche Krankenhaus zu gehen.

OÖN: Walter Köhler hat mit seinem gesamten „Universum“-Team den ORF verlassen, um sich mit Red-Bull-Hilfe selbstständig zu machen. Welche Folgen hat das für den Küniglberg, was bedeutet das für die heimischen Naturfilmer?

Schlamberger: Aus meiner Sicht ist es extrem schwer, den Walter Köhler zu ersetzen. Er hat über Jahre die besten Kontakte aufgebaut und das ganze „Universum“-Universum begründet und am Laufen gehalten. Wir Naturfilmer können das grundsätzlich positiv sehen, weil es – wie auch immer der ORF weiter tut – mit Red Bull und Servus TV einen zweiten Player gibt.

OÖN: Heckt Köhler bereits Pläne mit Ihnen aus?

Schlamberger: Nur so viel: Wir haben seit Anbeginn immer gut zusammengearbeitet, und es gibt keinen Grund, das in Zukunft nicht zu machen.

Sambesi in zwei Teilen:

Im Nordwesten Sambias liegt der Ursprung des Sambesi, der auf seinem 2600 Kilometer langen Weg Richtung Osten Angola, Sambia und Mosambik durchfließt, wo er in einem Delta in den Indischen Ozean mündet. Der viertgrößte afrikanische Fluss verwandelt sich dabei unzählige Male – vom schmalen Rinnsal in ein gigantisches Überschwemmungsgebiet, vom mächtigsten Wasserfall der Welt (Victoriafälle) in eines der üppigsten Feuchtgebiete der Erde.
Michael Schlambergers Zweiteiler „Sambesi – Der donnernde Fluss“ läuft heute („Quelle des Lebens“, 20.15 Uhr) und am 25. November („Die große Flut“, 21.05 Uhr) jeweils in ORF 2.
 

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24. April 2024