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Startenor Beczala begeisterte bei „Klassik am Dom“

Von Karin Schütze   15.Juli 2013

„Linzer Torte kann ich backen. Aber die beste macht Jindrak“, verriet Piotr Beczala mit verschmitztem Lächeln gen Ende seines  Auftritts auf dem Domplatz . Als Tenor, dessen Karriere 1992 am Linzer Landestheater begann, muss er es ja wissen. Dass seine Gabe, Menschen zu berühren, seinen Backkünsten um nichts nachsteht, bewies der polnische Tenor in seiner Hommage an Richard Tauber mit dem bezeichnenden Titel „Dein ist mein ganzes Herz“. Vor seinem Streifzug durch die Operettenwelt widmete er sich jedoch der Oper.

Romantische Opernreise

„Opern ersetzten das Reisen“, begleitete Moderatorin Barbara Rett, mit der von ihr gewohnten wissenden Herzlichkeit, das Publikum auf selbiger. Eine Reise, die mit der Ouvertüre aus Verdis „Nabucco“ begann. Am Pult des Symphonieorchesters der Volksoper Wien war mit Lukasz Borowicz, Jahrgang 1977, ein junger Landsmann Beczalas zu erleben, der so dynamisch dirigierte, wie er zuweilen auch das Podium erklomm.

Als nach mehr denn Wissen trachtender „Faust“ aus Gounods gleichnamiger Oper betrat Piotr Beczala die Bühne. Wer sich je gefragt hat, wie die junge, unschuldige Margarethe einem in die Jahre gekommenen Doktor erliegen konnte, der mag es nun verstehen. So schwer sich Worte für Verliebtheit finden, verhält es sich auch mit einer Stimme. Ersteres trifft einen im Innersten und wird weithin gerne mit kribbelnder, wohliger Wärme umschrieben. Wenn Piotr Beczala singt, ist es ähnlich. Orchester und Sänger spielten sich den Ball wechselseitig zu: Zwischen einem feurigen Slawischen Tanz Dvoraks und den Ouvertüren aus Verdis „Un Giorno di Regno“ oder Gounods „Faust“ schöpfte Beczala die Wandelbarkeit seiner Stimme aus. Er verlieh der Sehnsucht des Prinzen in „Rusalka“ lyrische Zartheit, dem Fürsten in „Rigoletto“ markante Dramatik und entließ das Publikum als leidender „Werther“ mit Bravos bedacht in die Pause. Im zweiten Teil wandelte der Tenor ganz auf den Spuren seines Linzer Kollegen Richard Tauber: Aus voller Kehle schmetterte er Lehárs „Freunde, das Leben ist lebenswert“ über den Domplatz, einem Hymnus an die Lebensfreude gleich.

„Ein bisschen Spaß“ wolle er dem Publikum bereiten, den er spürbar auch selbst hatte. Da passt es dann, dass beim „Zigeunerbaron“ ein Einsatzfahrzeug die Walzerseligkeit unterstrich. Das Orchester wartete unter anderem mit einem gar nicht wienerischen Walzer von Khachaturian auf.

Natürlich waren sie zu hören: die legendären Tauber-Lieder „Du bist die Welt für mich“ und Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“, „Ich küsse Ihre Hand, Madame“. Was den Schmelz vom Schmalz trennt, mag die Ehrlichkeit sein, der Unterschied zwischen aufgesetzter Galanterie und herzlichem Charme, den Beczala augenzwinkernd versprüht. Sein letztes „Still wie die Nacht“ widmete er seiner Frau. Still wurde es ob des begeisterten Beifalls noch lange nicht.

Welche Gäste aus Kultur und Politik dem Tenor lauschten, erfahren Sie  hier .

„Klassik am Dom“: Tenor Piotr Beczala, Symphonieorchester der Volksoper Wien, Dirigent: Lukasz Borowicz, 13. 7.

OÖN Bewertung:

 

3 Fragen an... Simon Ertl, Musikmanager

Als Organisator und Manager von „Klassik am Dom“ zieht der 31-jährige Trompetenspieler die Fäden des musikalischen Großereignisses, präsentiert von den OÖNachrichten. Nach drei Konzerten mit Verdis Requiem, Elina Garanca & Friends beschloss Piotr Beczala am Sonntag die Reihe.

1. „Klassik am Dom“ gab es heuer zum dritten Mal. Was war Ihr Hintergedanke, als Sie die Reihe 2011 ins Leben gerufen haben?

Mein Wunsch war, auch Menschen für klassische Musik zu begeistern, die sonst vielleicht keine „Klassiker“ sind. Das Ambiente ist einfach schön.

2. Inwieweit spielt das Ambiente auch für die Künstler eine Rolle?

Man spürt, dass sich auch die Künstler hier wohl fühlen. Mit Piotr Beczala war es extrem angenehm und unkompliziert. Das ist super. So wünscht man sich das als Veranstalter.

3. Gibt es schon Pläne, was nächstes Jahr bei „Klassik am Dom“ auf dem Programm stehen könnte?

Konkrete Namen möchte ich noch nicht nennen. Aber wir werden natürlich schauen, dass es mit der Reihe weitergeht. Auch in Zeiten wie diesen. Im Vergleich zum Vorjahr, hatten wir heuer etwas weniger Besucher. Was die Organisation betrifft, lernen wir immer etwas dazu und verbessern uns von Jahr zu Jahr.
 

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