Rosa Luxemburg in allen Facetten
Die künstlerische Aufarbeitung einer großen Persönlichkeit gleicht mitunter einem Minenfeld. Experten finden jede noch so kleine Angriffsfläche, bei Unwissenden mag zu viel vorausgesetzt werden.
Vor diesem schwierigen Hintergrund kann die Uraufführung des Theaterstücks "Geheimsache Rosa Luxemburg" Dienstagabend in der Linzer Arbeiterkammer nur als sehr gelungen beschrieben werden. Unter der Regie der Hannoveranerin Sandra Schüddekopf wurde die linke Publizistin, Revolutionärin, Ökonomin und Öffentlichkeitsarbeiterin (1871 bis 1919) fassbar. Die gebürtige Polin war keine Gestalt in historischer Ferne mehr, kein Zweizeiler in einem Geschichtsbuch, der mit ihrer Ermordung in Berlin endet.
Süffisanz und harter Duktus
Das hat nicht nur mit dem Dramentext zu tun – eine spannende Collage aus Briefen, Zitaten und Einordnungen –, sondern auch mit der Darstellerin. Die Oberösterreicherin Anita Zieher gab Luxemburg Stimme, Gesicht und Haltung. Und zwar in allen Facetten des Menschlichen. Sie wechselte zwischen dem harten Duktus der Rednerin, der Leidenschaft einer Gesellschaftspolitikerin, der Süffisanz eines streitlustigen "Weibes", der Zerbrechlichkeit einer Liebenden, der Freude einer Gärtnerin. Scheinbar mühelos, permanent präsent, in allen Ambivalenzen. Die separat gespannten Lebensfäden verband Percussionistin Ingrid Oberkanins mit gut gewählten Klängen, von tanzenden bis zu klopfenden. Ein mitreißender Abend, der mit ein bisschen weniger politischer Theorie noch besser fließen würde. (nb)
Geheimsache Rosa Luxemburg: UA, in Koproduktion von Porträttheater, 19. 1.,
Weiters am: 8. März, Info: ooe.arbeiterkammer.at