Prachtvolle Raritäten mit Bravour
Mit einem eigenwilligen, aber umso interessanteren Programm beendete das Bruckner Orchester die Abonnement-Saison. Eigenwillig, da die Zusammenstellung beinahe zufällig wirkte, interessant, weil Raritäten auf dem Programm standen.
Großes Abo: Bruckner Orchester, Dennis Russell Davies, 16.6.
OÖN Bewertung:
Mit einem eigenwilligen, aber umso interessanteren Programm beendete das Bruckner Orchester die Abonnement-Saison. Eigenwillig, da die Zusammenstellung beinahe zufällig wirkte, interessant, weil Raritäten auf dem Programm standen. Beethovens IV. Symphonie hatte es immer schon schwer und konnte auch diesmal trotz der sehr gelungenen Aufführung das Publikum nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Dennis Russell Davies traf den Charakter des Werkes ideal und ließ mit überbordender Freude musizieren. Ein paar rhythmische Ungenauigkeiten und der wenig geglückte Beginn des zweiten Satzes störten die mitreißende Interpretation nicht im Geringsten.
Nach der Pause das Klarinettenkonzert von Paul Hindemith. Kein Konzert, in dem der Solist eindeutig im Mittelpunkt steht und vom Orchester artig begleitet wird, sondern eine komplett andere kompositorische Konzeption, bei der vielmehr das Instrument seiner Klangfarbe wegen – im groß besetzten Orchester selbst gibt es keine Klarinetten – hervorsticht. Wirklich solistisch schweben durfte der überaus kompetente Solist Günther Gradischnig im langsamen dritten Satz, der das Lyrische ins Zentrum rückte. Ein großartiges Werk, großartig von Gradischnig gespielt.
Zum Schluss Maurice Ravels Spanienbild: die Rhapsodie espagnole. Das Bruckner Orchester spielte höchst aufmerksam und ließ die detailverliebten Klangkombinationen deutlich spürbar werden. Aber obwohl der letzte Satz mit acht Schlagwerkern genügend Wirbel inszenierte, blieb auch dieses Werk in der Publikumsgunst ein bisschen zurück.
Die Bravos, die das Orchester und sein Dirigent verdient hätten, blieben aus. (wruss)